Zvjezdan Misimović
: Der letzte Regisseur

vergangene Woche hat der in München geborene Bosnier den Vertrag beim VfL Wolfsburg bis Mitte 2013 verlängert Foto: Reuters

Für einen kurzen Moment wirkte es, als hätten die Abwehrspieler des VfB Stuttgart vergessen, wer da an ihrer Sechzehnmeterlinie an den Ball gekommen war. Zvjezdan Misimović nutzte diese Sekunde ungewohnter Bewegungsfreiheit, Jens Lehmann erstarrte in Staunen – Misimović ganz allein machte den Unterschied gemacht, entschied das Eröffnungsspiel dieser Saison. Schon in der vergangenen Saison hatte er die Wolfsburger mit sieben Toren und 20 Torvorlagen zur Meisterschaft getrieben.

Nachdem Diego Bremen verlassen hat, ist Misimović der letzte echte Regisseur der Bundesliga: nicht nur Vorlagengeber, sondern selbst torgefährlich und mit diesem Gefühl im Fuß, das aus Fußballern manchmal Künstler macht. Etwas, das man dem 27-Jährigen fast nicht mehr zugetraut hätte. Misimović schien lange einfach nur ein guter Spielmacher zu werden. Zuerst in Bochum und später in Nürnberg spielte er oft das berauschende Element innerhalb einer durchschnittlichen Mannschaft, glänzte im Niemandsland der Liga, irgendwo zwischen UI-Cup-Hoffnung und Abstiegskampf. Was blieb, war die Frage, ob einer mit seinen Qualitäten nicht mehr können, mehr wollen muss.

Misimović ging nach Wolfsburg. Nichts deutete darauf hin, dass er ausgerechnet dort explodieren sollte: bei einem Verein, der selbst lange in der Grauzone schlummerte. Vielleicht war das aber auch das Geheimnis. Dass sich hier zwei Wege im entscheidenden Moment trafen: Felix Magath formte den VfL Wolfsburg zum Spitzenteam und Misimović zu dem Taktgeber, den er dazu brauchte.

Das Spiel gegen den VfB Stuttgart hat nun bewiesen, dass die vergangene Saison keine Momentaufnahme war. Misimović scheint weiter zu wachsen. Schon bald könnte er zu groß sein für die Bundesliga. LUCAS VOGELSANG