Hannover 96: Trainersuche: Entscheidung n.V.

Die Fußballer von Hannover 96 wussten nach dem 0:1 gegen Hoffenheim auch nicht, ob Interimstrainer Andreas Bergmann bleibt. Das Ergebnis spräche dagegen - nach einem Tag Zitterpartie erhielt Bergmann dann doch den Zuschlag.

Vor dem Spiel: Hannovers Trainer Bergmann (r.) spricht mit Manager Schmadtke. Bild: dpa

Hannovers Interimstrainer Andreas Bergmann versuchte ein Lächeln, aber es gelang ihm nicht. Natürlich sei er stolz, dass sich die Mannschaft dafür ausgesprochen hat, ihn als Trainer zu behalten. "Was gibts Schöneres?", sagte er, und: "Wenn die Mannschaft zu einem steht, ist das ein gutes Gefühl." Aber noch schöner wäre ein Sieg gewesen gegen Hoffenheim. Und am allerschönsten wäre, wenn Clubchef Martin Kind zu ihm gestanden hätte - und Sportdirektor Jörg Schmadtke auch. Gewissheit hatte er dann aber erst am Sonntagabend: Da gab der Verein bekannt: Bergmann bleibt bis zum Saisonende.

Der Tag des Heimspiels gegen Hoffenheim war der zehnte Tag, an dem Bergmann, 50 Jahre alt, das Amt des Cheftrainers von Hannover 96 innehatte. Bergmann, zuvor bei Hannover für die U 23-Mannschaft zuständig, wurde nach dem überraschenden Rücktritt von Trainer Dieter Hecking zum Interimstrainer befördert. Nach dem Auswärtssieg in Nürnberg hatte Clubchef Kind angekündigt, im Falle eines Sieges gegen Hoffenheim an Bergmann festhalten zu wollen. Nun hat Hannover mit 0:1 verloren und Kind sagt, "die gezeigte Leistung spricht zumindest nicht gegen Bergmann". Die Entscheidung solle "zeitnah" fallen.

Tatsächlich war Hannover 96 in der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, spielte schnell nach vorne, störte früh und erarbeitete sich Chance um Chance - ein Tor aber wollte den 96ern nicht gelingen. Das lag mal an schwach schießenden Stürmern, mal an hervorragenden Paraden von Hoffenheims Torhüter Timo Hildebrand und bei zwei Großchancen auch an der Entscheidung, lieber schlecht noch mal abzuspielen, anstatt selbst zu schießen.

Von Hoffenheims Offensivfußball dagegen war in der ersten Halbzeit nichts zu sehen - mit einer Ausnahme in der 40. Minute, die Folgen hatte: Nach einem Doppelpass mit Sejad Salihovic überrante Carlos Eduardo Hannovers Karim Haggui und traf zum 0:1. Hannovers Fans applaudierten ihrem Team trotz des Rückstands zur Halbzeitpause - beim letzten Heimspiel herrschte in Hannover noch extrem schlechte Stimmung, wie so oft in letzter Zeit.

Es ist diese erste Halbzeit, die für Bergmann spricht, denn in der zweiten Hälfte kam nicht mehr viel von Hannover 96. Hoffenheim stand nun besser und Hannover setzte auf weite Pässe, statt zu kombinieren. Chancen ergaben sich daraus keine. Bergmann brachte Jaroslaw Lindner für Valdet Rama, Mario Eggimann für Konstantin Rausch und Jacek Krzynówek für Arnold Bruggink - geholfen haben die Wechsel nichts. Trotzdem lobte Bergmann die "große Leistung der Mannschaft" und wiederholte, dass er natürlich Lust hätte, weiterzumachen. Dabei schaute er ausdruckslos ins Leere. Zuversicht sieht anders aus.

Tatsächlich ist es so, dass Bergmann für Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke offensichtlich nicht die erste Wahl ist. Schmadtke kündigte für diese Woche Gespräche mit anderen Kandidaten an und will sich nicht ganz so schnell entscheiden wie Clubchef Kind: "Lassen Sie uns Zeit, die werden wir brauchen", sagte Schmadtke. Bis "Mitte oder Ende" der Woche wolle er die Dinge abarbeiten - als Kandidaten gelten unter anderem Mirko Slomka, Thomas Doll und sogar Lothar Matthäus.

Es scheint, als hätte Schmadtke eine andere Wunschvorstellung als die, mit Bergmann weiterzumachen. Aber dazu, Personalwünsche zu verwirklichen, gehören immer zwei. Bei Hannover sind es sogar drei: Der Kandidat, Schmadtke und Klubchef Kind. Letzterer ist kein Fußball-Experte, sondern ein Kaufmann, der die Zahlen im Kopf hat. Hannover 96 schwimmt nach den letzten Spielertransfers nicht im Geld und die Zuschauerzahlen blieben bislang deutlich unter den Erwartungen.

"Letztlich sind wir uns sehr schnell einig gewesen", gab Schmadtke dann aber am Sonntag zu Protokoll. Bergmann habe "schon in zwei Spielen gezeigt, dass er unsere Mannschaft konstruktiv weiterentwickeln kann. Wir sind von dieser internen Lösung überzeugt."

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