WM-Qualifikation Irland - Frankreich: Nur die erste Halbzeit verloren

Die Iren mussten zwar gegen Frankreich eine 0:1-Niederlage einstecken, aber noch sind sie optimistisch, dass sie das Rückspiel am Mittwoch in Paris gewinnen werden.

Jubel bei den französischen Spielern über das Tor in der 72. Minute. Bild: dpa

DUBLIN taz | Das Spiel war besser, als man erwarten konnte. Das lag vor allem an den Iren. Das Team mit einer Reihe von Spielern aus der zweiten englischen Liga hielt gegen Frankreich mit seinen Weltklassespielern gut mit. Dass Irland das Playoff-Hinspiel zur Teilnahme an der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika 2010 am Ende mit 0:1 verlor, war Pech: Nicolas Anelkas Schuss in der 72. Minute wäre nicht ins Tor gegangen, hätte ihn Seán St. Ledger nicht unhaltbar für Torhüter Shay Given an den Innenpfosten abgefälscht.

Allerdings hätten die Franzosen acht Minuten später auf 2:0 erhöhen müssen. Nach einem haarsträubenden Rückpass von Kevin Kilbane rettete Given gegen Anelka in höchster Not, und der Nachschuss von André-Pierre Gignac ging erstaunlich weit am leeren Tor vorbei. In der elften Minute hatte er es besser gemacht. Sein Heber landete im Netz, doch der tadellose deutsche Schiedsrichter Felix Brych entschied korrekt auf Abseits.

Aber auch die Iren hatten ein paar gute Torchancen, die beste in der 28. Minute. Nachdem der französische Torwart Lloris einen Schuss von Keane zur Seite abgewehrt hatte, musste Keith Andrews eigentlich nur noch das leere Tor treffen, doch Evra warf sich in letzter Sekunde dazwischen. Danach dominierten die Iren mit ungewohnt flüssigen Pässen das Spiel, jedenfalls bis zur Halbzeit.

Nach einer Stunde wurden sie jedoch müde, weil sie wie die Hasen herumgerannt waren, und griffen auf ihr übliches Kick-and-Rush mit langen Bällen nach vorne zurück. Fortan drängten die Franzosen, allerdings ohne wirklich große Ideen, aber eben mit sehr viel Glück. Das fehlte den Iren kurz vor Schluss, als sie ihre Überzahl im Strafraum nicht ausnutzen konnten, sodass Lloris gerade noch gegen Kenny Whelan retten konnte.

Beim Schlusspfiff kam es im Mittelkreis fast zu einer Schlägerei. Zunächst gerieten Lassana Diarra und Keith Andrews aneinander, dann mischten auch die Teamkollegen munter mit. Irlands italienischer Trainer Giovanni Trapattoni sagte später, ein französischer Spieler habe "das irische Volk beleidigt", aber er werde von einer offiziellen Beschwerde absehen.

Die 74.000 Zuschauer im ausverkauften Dubliner Stadion Croke Park feierten ihre Mannschaft nach dem Schlusspfiff, denn der Klassenunterschied, den viele prophezeit hatten, war während der gesamten Partie nicht zu spüren gewesen. Trotz der Niederlage gehen die Iren verblüffend optimistisch ins Rückspiel am Mittwoch in Paris. "Wir sind ein bisschen enttäuscht, denn ich finde, ein Unentschieden wäre ein gerechtes Resultat gewesen", sagte Trapattoni. "Wir haben erst 90 Minuten gespielt, und das ist bloß die erste Halbzeit. Die zweite Halbzeit wird in Paris gespielt. Vielleicht wird es ja das gleiche Spiel, aber wir schießen ein Tor durch einen abgefälschten Ball."

Mannschaftskapitän Robbie Keane sagte: "Es wird nicht einfach, aber wir können es schaffen." Schließlich sei Irland in der Qualifikationsrunde bisher ungeschlagen gewesen und habe in den beiden Spielen gegen Weltmeister Italien drei Tore erzielt.

Das fürchtet auch Frankreichs exzentrischer Trainer Raymond Domenech, der vor dem Spiel einen Riesenstreit über die Mannschaftsaufstellung mit seinem Kapitän Thierry Henry hatte. "Wir haben erst die Hälfte hinter uns", sagte er. "Ich weiß nicht, was passieren wird." Und Henry, der einzige Spieler, der beim Gewinn der Weltmeisterschaft 1998 bereits dabei war, fügte hinzu: "Ich hoffe bloß, dass die Zuschauer uns in Paris genauso anfeuern werden, wie die Iren es heute mit ihrer Mannschaft taten."

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