Erfolg ohne Aufsehen

Bald wird jeder Eisschnellläuferin Jenny Wolf kennen

VON JOHANNES KOPP

Jenny Wolf ist als Leisetreterin bekannt. Würde man nach Deutschlands unauffälligsten weltbesten Sportlern fahnden, wäre die Eisschnellläuferin aus Hohenschönhausen ganz vorne mit dabei.

Um ihre Weltrekorde auf der 500-Meter-Strecke hat die 30-Jährige immer wenig Aufhebens gemacht. Den unauffälligsten Weltrekord ihrer Karriere ist sie aber an diesem Wochenende gelaufen. Um zwei Hundertstel verbesserte sie in Salt Lake City ihre eigene zwei Jahre alte Bestmarke auf 37,00 Sekunden.

Dass dies in den Medienberichten nur am Rande vermerkt wurde, lag an Claudia Pechstein. Alles drehte sich um die wegen Dopings verurteilte Athletin, die per Gericht ihren Weltcup-Start in den USA durchgesetzt hatte, jedoch mit dem 13. Platz an der Olympia-Norm scheiterte.

Wolf dürfte das fehlende Scheinwerferlicht behagen. In einem Interview bekannte sie einmal, sie würde es eher nerven, wenn alle etwas von ihr wollten. Insofern käme ihr es entgegen, dass die Eisschnelllaufikonen Claudia Pechstein und Anni Friesinger die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Bislang stand Wolf, die weltbeste Kufensprinterin, erstaunlich selten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Das hat nicht nur damit zu tun, dass sie nicht zur Selbstdarstellerin taugt. Ihr Vordringen an die Weltspitze wurde auch deshalb kaum wahrgenommen, weil sie über viele Jahre hinweg immer nur klitzekleine Fortschritte machte.

Doch bald hat sie es geschafft: Behält Wolf ihre Form bei, wird sie im Februar bei den Olympischen Winterspielen wahrscheinlich eine Goldmedaille überreicht bekommen. Dann wird gewiss über sie berichtet.