SEBASTIAN BOENISCH, AUSSENVERTEIDIGER
: Der Athlet

■ wurde im polnischen Gliwice geboren. Im August 2007 wechselte er von Schalke 04 zum SV Werder.Foto: dpa

Werder Bremen hat auf mehreren Positionen Spieler, die in einer großen Tradition stehen. Torwart, Abwehrchef, Mittelfeldregisseur, Mittelstürmer. Der linke Verteidiger allerdings gehört nicht dazu. Jonny Otten war der Letzte, der der Nummer 2 Glanz verliehen hat.

Nun versucht sich also der tapfere Sebastian Boenisch. Trainer Thomas Schaaf hält große Stücke auf den U-21-Europameister, den er vor eineinhalb Jahren aus der Schalker Talentschmiede loseiste. Die besonders kritischen Zuschauer an den beiden Geraden, vor denen Boenisch beständig hoch und runter laufen muss, sehen in dem bulligen Verteidiger im Moment eher einen Wiedergänger von Hans-Peter Briegel. Der hat es beim 1. FC Kaiserslautern einst vom Leichtathleten zum Fußball-WM-Teilnehmer gebracht, schaffte es aber nie, seine Herkunft vergessen zu machen.

Und in der Tat verfügt Werder über keinen anderen Spieler mit dieser Dynamik und Kraft. Das Problem ist nur, dass ihm bei seinen Vorstößen in des Gegners Hälfte der Ball oft noch nicht gehorcht. Das war bei Briegel nicht anders, aber Werders Stürmer hätten schon gerne öfter verwertbare Bälle von links. Dabei ist Boenisch durchaus in der Lage, aus vollem Lauf butterweich den Kopf von Hugo Almeida zu treffen – allein die Streuung ist sehr hoch.

Ob es nun daran lag, dass seit kurzem ein Linksverteidiger aus Tunesien bei Werder mittrainiert, oder dass es gegen seine ehemaligen Mitspieler ging – gegen Schalke 04 war Boenisch noch motivierter als sonst. Das führt zwar wieder zu einigen Fehlpässen und einer Notbremse, dafür sorgte er bei der 0 : 2-Niederlage fast als einziger Bremer für Torgefahr. Umso unglücklicher für ihn, dass er zehn Minuten vor Schluss verletzt raus musste. Der Beifall der Zuschauer wird ihm gutgetan haben. RALF LORENZEN

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