DIE WAHRHEIT AUF DEM PLATZ UND IN DEN BÜCHERN
: Der doppelte Wettbewerb

Das Geschäft Sport

ANDREAS RÜTTENAUER

Beim Fußball geht es in erster Linie ums Gewinnen, nicht um den Gewinn. Die Vereine in der Bundesliga investieren nicht, weil sie sich davon finanziellen Ertrag versprechen. Sie geben Geld aus, um sportlichen Erfolg zu sichern. Manchmal viel zu viel. Das ist besonders bitter, wenn die sportlichen Ziele verfehlt werden. Dann fehlen die Mittel zur Refinanzierung des investierten Gelds. In dieser Woche hat die Deutsche Fußballliga, der Verband der 36 Profiklubs der ersten und zweiten Bundesliga ihre Zahlen für 2008/2009 veröffentlicht. Es wurde reichlich jubiliert über den Rekordumsatz von mehr als 2 Milliarden Euro. Wir haben Italien überholt. Tirili!

Dass der Gewinn der Klubs von 25 Millionen auf 11 Millionen Euro zurückgegangen ist, war dagegen weniger Grund zur Freude. Und dass nur noch 16 Klubs – im Jahr zuvor waren es noch 25 – überhaupt ein positives Ergebnis erzielt haben, ist durchaus auch erwähnenswert. Vor allem ein Blick in Liga zwei lohnt. Da gibt es nur noch fünf Vereine, die Gewinn gemacht haben.

Die DFL wird es im von ihr selbst immer so hoch gelobten Lizensierungsverfahren immer wieder mit Klubs zu tun bekommen, die zu viel wollen und dafür viel zu viel ausgeben. Es wird ihr regelmäßig gelingen, mit Auflagen den Bankrott solcher Klubs zu verhindern. Pleiten sind dennoch nicht ausgeschlossen, wo sportlicher Ehrgeiz über kaufmännische Vernunft siegt. Fußball bleibt eben doch ein Sport, auch wenn noch so viel Geschäft damit gemacht wird. Der geschäftliche Erfolg wird eben auch auf dem Platz ausgespielt. Da, wo immer noch die Wahrheit liegt. Dass sportliche Erfolg wirtschaftlich belohnt wird, gehört zu den anerkannten Mechanismen im Fußballmarkt. Die Klubs, die frei von jedem Risiko investieren können, wie der vom Volkswagen-Konzern gepäppelte VfL Wolfsburg, werden von den Fans der real wirtschaftenden Fußballunternehmen genau deshalb so kritisch beäugt, weil sie sich dem wirtschaftlichen Teil des Wettbewerbs nicht stellen müssen. Deutscher Meister werden kann – theoretisch – jeder. Pleite gehen nicht. Mancher mag das unfair finden.

Unfair behandelt fühlt sich die DFL auch regelmäßig. Immer dann, wenn von bestimmten Vertretern aus der Politik oder von den Polizeigewerkschaften gefordert wird, dass die reiche Liga sich an den explodierenden Kosten für Polizeieinsätze zur Zähmung der Fans beteiligen soll. Diesen Forderungen begegnet Ligachef Christian Seifert seit je mit der immer gleichen Argumentation. Dafür bemüht er dann eine ganz bestimmte Zahl aus seinem Geschäftsbericht. Mehr als 683 Millionen Euro haben die Klubs im Geschäftsjahr 2008/2009 an Steuern und Abgaben gezahlt. Aus dieser Summe leitet der Fußball traditionell hohe Ansprüche an das Gemeinwesen ab. Seifert meint: Wir zahlen schon genug. Dass Steuern eine Geldleistung darstellen, aus der sich kein Anspruch an eine Gegenleistung ableiten lässt, lernen schon Schüler im Wirtschaftsunterricht. Seifert weiß das sicher auch und wird dennoch weiter versuchen, das Gemeinwesen mit der Summe von 683 gezahlten Steuermillionen zu blenden.