Carlos Tevez' Spielverweigerung: "Under me? Never again!"

Carlos Tevez weigerte sich, gegen die Bayern zu spielen. Trainer Mancini ist sauer: Wenn es nach ihm geht, wird Tevez vielleicht nie mehr für Manchester City spielen.

Fühlt sich Missverstanden: Carlos Tevez von Manchester City nach dem Spiel gegen Bayern München. Bild: Reuters

MÜNCHEN taz | Völlig umsonst war Carlos Tevez Ausflug nach Bayern dann doch nicht. Kaum hatte der Schiedsrichter die satte 0:2-Niederlage im zweiten Gruppenspiel der Champions League beim FC Bayern München per Schlusspfiff besiegelt, marschierte der Argentinier doch noch aufs Spielfeld - zum Trikottausch mit Bayerns Brasilianer Rafinha. Letzerer hat nun womöglich ein ganz besonderes Leibchen in seiner Sammlung: das Trikot, in dem Carlos Tevez, Torschützenkönig der Premier League 2011, beinahe sein letztes Spiel für Manchester City bestritten hätte.

Hat er aber nicht. Dabei sollte er doch spielen. In Minute 55 wollte City-Trainer Roberto Mancini den Argentinier einwechseln - doch der wollte nicht. Gab die beleidigte Leberwurst. Vor der Saison hatte ihm der Coach die Kapitänsbinde abgenommen, nachdem Tevez im Sommer mehrfach hatte verlauten lassen, den Verein wechseln zu wollen. Im vergangenen Dezember hatte ihn Heimweh nach Südamerika geplagt. Er wollte wegen der Familie ganz weg von der Insel und drohte sogar mit dem Ende seiner Karriere.

Dann blieb er aber doch in Manchester. Die ersten Spiele der neuen Saison musste Südamerikas Fußballer der Jahre 2003, 2004 und 2005 größtenteils von der Bank aus verfolgen. Und genau dort blieb er nun auch sitzen, als ihn Mancini gegen diese auch an diesem Tag wieder verdammt kompakte Defensive der Gastgeber zur Arbeit schicken wollte. Nach dem Spiel sagte der Verweigerer dazu: "Ich habe mich einfach nicht wohlgefühlt, war mental nicht in der Lage dazu. Daher war es besser, nicht zu spielen." Nun ja.

Respektlos seinen Mitspielern gegenüber

Coach Mancini konnte dieses merkwürdige Arbeitsethos nicht nachvollziehen und kündigte noch auf der Pressekonferenz in München an, dass der Argentinier unter ihm als Trainer nie wieder spielen werde. "Under me? Never again!", meinte er in einem herrlichen Italian Englisch. Allerdings ist ihm auch bewusst, dass er da womöglich nicht das letzte Wort hat: "Aber es gibt einen Vorsitzenden, der das entscheidet", so Mancini.

TV-Experte Stefan Effenberg, der sich gerade vom DFB zum Fußballlehrer ausbilden lässt, wetterte: "Der würde bei mir nicht mehr spielen, ist ja logisch. Es gibt eine klare Anordnung des Trainers und er setzt sich darüber hinweg. Das ist charakterloses Verhalten und da muss der Verein hart durchgreifen. Und andere Vereine müssen sich überlegen, ob sie einen Spieler mit so einem Charakter verpflichten, weil das macht man nicht. Das ist auch respektlos seinen Mitspielern gegenüber. Das geht nicht nur gegen den Trainer, sondern gegen das eigene Team. Da hoffe ich, dass sie das auch durchziehen." Auch wenn er noch kein Trainer ist, weiß Effenberg offenbar genau, wie es geht.

Tevez wurde derweil von einem Bodyguard durch die Mixed Zone der Fröttmaninger Arena geleitet, dessen Möbelpackerstatur jedem potenziellen Fragesteller den Mut nahm und gegen den selbst der bullige Tevez wie ein Kindergartenausflügler wirkte. Am Tag darauf versuchte der Stürmer noch einmal sein Verhalten zu erklären. "Es gab einige Verwirrung auf der Bank, und ich glaube, dass meine Haltung möglicherweise missverstanden wurde", ließ er verlauten. Über die Ansage Mancinis zu seiner nicht vorhandenen Zukunft sagte er: "Ich bin damit einverstanden, aber ich habe es nicht verdient, so behandelt zu werden. Es stimmt, im Sommer wollte ich mal gehen. Jetzt ist meine Familie in England, ich bin glücklich. Aber der Trainer hat mir nie eine Chance gegeben."

Immerhin fand er noch ein paar warme Worte für die sicherlich verwirrte Anhängerschaft: "Ich möchte mich bei allen Fans von Manchester City entschuldigen. Sie verstehen, dass ich, wenn ich auf dem Platz war, immer mein Bestes für den Klub gegeben habe. In München habe ich mich warm gemacht und war bereit zu spielen. Es ist jetzt nicht der Zeitpunkt, um ins Detail zu gehen, aber ich will festhalten, dass ich mich nie geweigert habe zu spielen."

Tevez Vertrag bei Manchester City läuft noch bis 2014 - und er scheint trotz allem gewillt, diesen auch zu erfüllen. "Ich bin künftig bereit, zu spielen und meinen Verpflichtungen nachzukommen, wenn das gefordert wird", hat er zumindest gesagt.

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