Der ewige Zweite

Er hatte lange auf diesen Tag gewartet, doch dann ging irgendwie alles schief. Gleich die ersten beiden Bälle, die auf sein Tor kamen, musste Benedikt Pliquett passieren lassen: Nach einem Foul seines Mannschaftskollegen Carlos Zambranos am Aachener Albert Streit kam es zum Elfmeter – und Benjamin Auer schickte den Keeper des FC St. Pauli in die falsche Ecke. Und nur zwei Minuten später streckte Pliquett sich bei einem platzierten Schuss des völlig freien Aimen Demai vergebens.

Beide Tore also waren kaum haltbar und auch die Hoffnung Pliquetts, sich zumindest danach auszeichnen zu können, erfüllte sich nicht: Mit dem 2:0 im Rücken stellten die Gastgeber ihre Angriffsbemühungen weitgehend ein und der 24-Jährige musste das restliche Spiel über nur noch die eisige Kälte am Aachener Tivoli parieren. Am Ende stand ein mit 1:2 vergeigter Rückrundenauftakt des FC St. Pauli – und eine denkbar freudlose Rückkehr Benedikt Pliquetts ins Tor des Hamburger Zweitligisten.

Seit sieben Jahren spielt er bereits am Millerntor und kennt die Ersatzbank des heimischen Stadions weit besser als die Strafräume: als ewige Nummer zwei der Torhüter. Er durfte vertreten, wenn andere unpässlich waren, auf starke Paraden folgten katastrophale Fehlgriffe, und zum Stammplatz reichte es nie.

Nun, da sich der aktuelle Keeper Philipp Tschauner die Schulter ramponiert hat und noch für Wochen ausfallen wird, ist Pliquett erstmals an Nummer eins gesetzt. Aber das Aachener Erlebnis am Samstag gab ihm eben auch keine Chance zu beweisen, dass er den Neuzugang Philipp Heerwagen zu Recht auf die Bank verdrängt hat.

Seine eigene Bankdrücker-Existenz hat Pliquett dabei stets ohne Murren ertragen und durfte als Belohnung vor fast genau einem Jahr den Kasten beim legendären 1:0-Derby-Sieg beim Hamburger HSV hüten – der Höhepunkt seiner sportlichen Karriere auch deshalb, weil man ihn ja 2004 gerade beim HSV aussortiert hatte.

Seitdem identifiziert er sich voll und ganz mit dem Verein, gilt bei den Fans als einer der ihren. In „Bene“, hob Ex-Trainer Holger Stanislawski ihn einst aus dem Team heraus, stecke „mehr FC St. Pauli als in uns allen“.

Dennoch: In anderer Hinsicht scheiden sich durchaus die Geister an dem 1,99 großen gebürtigen Hamburger. Er halte mitunter ganz passabel, strahle auf dem Platz aber einfach keine Sicherheit aus, monieren seine Kritiker. Die sportliche Führung seines Clubs aber signalisierte Pliquett gerade erst ihr Vertrauen: Unmittelbar vor seinem Aachener Einsatz wurde sein Vertrag um ein Jahr bis 2013 verlängert.  MAC