1. Bundesliga: Das falsche Rezept

Werder Bremen kassiert gegen den 1. FC Nürnberg die erste Niederlage in diesem Jahr und verliert so den Anschluss an die Champions League-Plätze.

Verpasste Chance für Pizarro: Er traf leider nur den Pfosten. Bild: dpa

BREMEN taz |Das war keine gute Idee. Im Presseraum von Werder Bremen gibt es seit kurzem einen Wandspruch, genau dort, wo in der Halbzeitpause Bleche mit leckerem Backwerk bereit stehen. Im Leben gebe es nicht nur "Sahnetorte", wird Torwartlegende Dieter Burdenski dort nun zitiert, manchmal müsse man eben auch mit "hartem Butterkuchen" vorlieb nehmen. Nach dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg las sich das wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung - auch wenn das Spiel noch wesentlich unbekömmlicher war.

Merkwürdigerweise zeichnete sich der für Werder am Ende deprimierende Spielverlauf bereits in der Anfangsphase ab, als die Bremer den Schwung aus dem 3:1-Derby Erfolg beim HSV mitzunehmen schienen. Denn das Spiel hatte eine klassische Dramaturgie, die aus unzähligen Bundesligapartien bekannt ist. Die geht so:

Favorit dominiert die Anfangsphase klar und es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis das 1:0 fällt. Diese unbekümmerte Zuversicht erlischt auch nicht, als der Führungstreffer länger auf sich warten lässt. Fast unmerklich, von Angriff zu Angriff, wird der Favorit mehr eingelullt von der vermeintlichen Unbedarftheit des Außenseiters. Und während die Radioreporter ihren Hörern noch von einem ereignisarmen Spiel berichten, das immer mehr verflacht, hat der Außenseiter plötzlich eine 100prozentige Torchance - in diesem Fall in Form eines Kopfballs von Tomas Pekhart, den Tim Wiese reaktionsschnell von der Linie kratzt.

Das sollte doch als Weckruf genügen, denkt sich der Beobachter, der Trainer wird in der Pause schon die richtigen Worte finden. Aber in der 2. Halbzeit wiederholt sich das Spiel, nur auf einem höheren Level. Diesmal hat der Favorit sogar zwei Großchancen - einmal trifft Claudio Pizarro aus spitzem Winkel nur den Pfosten, einmal verzieht Marko Marin freistehend aus zehn Metern.

Dafür nutzt der Außenseiter seine einzige Chance, geht in Führung und igelt sich ein. Der Favorit schafft es nicht, den Schalter noch einmal umzulegen und rennt bis Spielschluss kopflos an. "Danach hat dann der Wille überhand genommen, wir haben den Kopf ausgeschaltet", beschrieb Trainer Thomas Schaaf Werders Bemühungen nach dem 0:1 durch Alexander Esswein. "Auf diese Bahn dürfen wir in den kommenden Spielen nicht wieder kommen."

Um das zu verhindern, beorderte Schaaf seine Mannschaft gleich nach Spielschluss zur Besprechung in die Kabine. "Wir müssen aus diesem Spiel lernen, wir müssen das, was nicht so gut funktioniert hat, an uns festmachen", begründete der Bremer Coach die kurzfristig anberaumte Unterrichtseinheit.

In der dürfte zur Sprache gekommen sein, warum die Mannschaft sich immer dann schwer tut, wenn sie das Spiel machen muss, wie gegen Kaiserslautern, Freiburg, Hoffenheim und Nürnberg, und nur gegen offensive Mannschaften, wie den HSV und Bayer Leverkusen, richtig gut aussieht.

Schaaf wird seine Spieler zum wiederholten Mal an das einzig wirklich wirksame Mittel erinnert haben, eine massierte Abwehr zu überwinden, auch wenn es wenig originell klingt: über die Flügel spielen. Die dort agierenden Florian Hartherz und Clemens Fritz sorgten nur wenig für Gefahr. Stattdessen versuchten Marko Marin und Claudio Pizarro, der sich oft fallen ließ und fast wie ein Zehner operierte, immer wieder über kurze Pässe oder Dribblings durch die Mitte zum Erfolg zu kommen.

"Wir haben ein Team, das noch nicht in der Lage ist, auf jede Situation gleich die richtige Lösung zu finden" sagte Geschäftsführer Klaus Allofs. In diese treffende Analyse sollte er diesmal den Trainer einbeziehen, der durch die Auswechslungen der Mittelfeldspieler Tom Trybull und Zlatko Junuzovic der Mannschaft zwei ihrer Aktivposten nahm.

Mit dieser Niederlage ist Werder in der Tabelle hinter Bayer Leverkusen zurückgefallen und hat den Anschluss an die Champions League-Plätze endgültig verloren. In Bremen muss man sich auf eine längere Zeit mit Butterkuchen einstellen - aber mit dem richtigen Rezept ist der alles andere als hart, sondern besser als jede Sahnetorte.

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