europäische zeitungen über die krise an den finanzmärkten und die vorschläge von frankreichs präsident sarkozy
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In Mailand meint der Corriere della Sera: Vielleicht wird einfach zu viel Lärm um die Talfahrt der Aktien in diesem Monat gemacht. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat sogar seinen Urlaub in Amerika unterbrochen, um einen langen Brief an die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zu schreiben: dass es nämlich nötig sei, eine Untersuchung über die Rolle der Rating-Agenturen einzuleiten. Sarkozy hat ja nicht unrecht. Aber hier geht es nicht um Dinge, über die französische Präsidenten mit deutschen Kanzlern beraten sollten.

In Straßburg schreiben die Dernières Nouvelles d’Alsace: Die Erklärung des Präsidenten hat auch Berlin verärgert, denn Paris tritt hiermit zumindest halboffene Türen ein. Anfang Juni hatte Kanzlerin Angela Merkel in Heiligendamm auf dem Gipfel der „Sieben“ für die Moralisierung der Hedgefonds plädiert. Damals machten Amerikaner und Briten geschlossene Front gegen Deutschland. Frankreich hatte zwar formal die deutschen Empfehlungen unterstützt, doch schließlich hatten die beiden Staaten nicht darauf bestanden.

In Paris kommentiert Les Echos: Die Zentralbanken, die täglich auf den Märkten eingreifen, gleichen Löschflugzeugen: eine spektakuläre Verstärkung, die aber nur für kurze Zeit zum Einsatz kommt. Es liegt tatsächlich an den Geschäftsbanken, die Hauptrolle zu übernehmen. Sie müssen die Zweifel zerstreuen und effektive Sperren errichten. Die Hauptbrandstifter der goldenen Zeiten, die heute zu Ende gehen, dürfen nichts mehr verbergen und müssen bereit sein, in ihre Kassen zu greifen, um den Schaden zu begrenzen.

In Brüssel kommentiert das flämische Blatt La Libre Belgique: Um das Funktionieren der Märkte zu gewährleisten, haben die Zentralbanken mit vollen Händen frisches Geld ausgeworfen, was vielleicht das Gefühl der Unsicherheit verstärkt hat. Wie immer ist die große Frage, wie weit das Debakel gehen wird. Im Augenblick sagen die Spezialisten übereinstimmend, dass es sich um eine reine Finanzkrise handelt, die die Robustheit der Weltwirtschaft nicht in Frage stellt. Aber niemand schließt aus, dass sich das ausweitet.

In Brüssel weist De Morgen auf einen Aspekt hin: Zum ersten Mal seit Mitte Juni kostete Brent-Nordseeöl weniger als 70 Dollar pro Fass. Der Preis sank um 3,5 Prozent. Der sinkende Ölpreis verringert die Attraktivität alternativer Energieproduzenten, deren Börsenkurs in den vergangenen Jahren stark gestiegen war. Die deutsche Firma Solarworld (Solarzellen), die dänische Vestas (Windmühlen), die spanische Gamesa (Windmühlen) und die deutsche Q-Cells (Solaranlagen) gaben um acht bis neun Prozent nach.