Ein Stück von Deutschland abgeben

betr.: „Die Welt blickt gelähmt auf Gaza“, taz vom 8. 1. 09

Je länger ich mich mit den Argumenten für den Überfall auf Gaza auseinandersetze, desto lebhafter beschäftigt mich die folgende Frage: Warum hat die UNO 1947 statt ihres ominösen Teilungsplans für Palästina nicht beschlossen, ein Stück von Deutschland abzutrennen, um darauf einen jüdischen Staat zu errichten?

Das hätte doch auf jeden Fall mehr Sinn gemacht, als den völlig unschuldigen Palästinensern die Hälfte ihres Landes wegzunehmen, da es ja vor allem die Deutschen waren, die ein Sicherheitsproblem deutlich gemacht hatten, das nun durch einen eigenen jüdischen Staat behoben werden sollte. Außerdem dürfte es ja in keinem Land mehr und leidenschaftlichere Befürworter eines Existenzrechts für den Staat Israel geben.

Zugegeben: Ein jüdischer Staat in Kenia wäre noch willkürlicher gewesen, weil in Palästina immer schon Juden gelebt hatten. Auf jeden Fall wären die Deutschen – wenn man so ihre Argumente hört! – sicher eher als die arabischen Nachbarstaaten Israels bereit gewesen, die Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren, die man in dem neu entstandenen Staat auf deutschem Boden nicht mehr brauchen konnte, wie es ja bereits 1945 mit den Flüchtlingen aus den besetzten deutschen Gebieten geschehen war.

Nicht ganz klar ist mir bisher, wie sich die Deutschen verhalten hätten, wenn der neu entstandene Staat nun Ansprüche auf weitere Teile oder das ganze restliche Deutschland gemacht hätte. Die überwiegende Mehrheit der deutschen politischen Klasse und der deutschen Medien jedoch hätte das wahrscheinlich ebenso bedingungslos unterstützt, wie man sich hierzulande heute für die Politik Israels einsetzt! MAREIKE UND LUDWIG SCHÖNENBACH, Bremen

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