GERHARD DILGER ÜBER DEN PUTSCHVERSUCH IN HONDURAS
: Kalter Krieg, letztes Kapitel

In seiner Anfangsphase trägt der Staatsstreich in Honduras Züge des 48-Stunden-Putsches, den Venezuelas Präsident Hugo Chávez im April 2002 überstand: Festnahme des Staatschefs, medialer Blackout, Verbereitung einer gefälschten Rücktrittserklärung, Inthronisierung eines rechten Nachfolgers, schließlich der Widerstand sozialer Bewegungen. Auch diesmal stehen die Zeichen auf Rückkehr des gewählten Präsidenten.

Das liegt vor allem an der veränderten politischen Großwetterlage: 2002 erkannten die USA und Spanien die Putschisten von Caracas noch flugs an, heute drängt der Westen zumindest verbal auf die Wiederherstellung der Demokratie. Der honduranische Präsident Manuel Zelaya hatte die Oligarchie des zentralamerikanischen Landes mit seiner dezidierten Sozialpolitik und der Annäherung an Chávez gegen sich aufgebracht. Sein Versuch, das erstarrte politische System in Honduras über eine friedliche Mobilisierung von unten aufzubrechen, soll nun erstickt werden.

Allerdings weiß Zelaya die Regierungen Lateinamerikas auf seiner Seite, wenn er auf seiner Rückkehr beharrt. Bereits im September 2008 gelang es der Union südamerikanischer Nationen, die militante Rechtsopposition in Bolivien in die Schranken zu weisen. Auf dem diplomatischen Parkett sind auch die honduranischen Putschisten chancenlos.

In Amerika ist der Kalte Krieg vorbei, die demokratische Linke formiert sich neu. Selbst wenn Manuel Zelaya auf keine Sympathien in Washington zählen kann: Soll Destabilisierung Erfolg haben, muss sie heute diskreter inszeniert werden – etwa durch wirtschaftlichen und medialen Druck. Die honduranische Rechte und ihre Helfershelfer, die unter den Fittichen der USA groß gewordenen Militärs, haben das noch nicht begriffen.