Affen-Quäler kommen in die Defensive

Eine Kommission soll prüfen, ob die Tierversuche mit Makaken an der Bremer Uni „wissenschaftlichen Ertrag“ bringen. Die Berliner Behörden haben diese Frage mit Nein beantwortet – und dieselben Experimente verboten

Die GegnerInnen der umstrittenen Affenversuche an der Bremer Uni haben Schützenhilfe aus Berlin bekommen. Die dortige Tierschutzbehörde lehnte jetzt den Antrag eines Neurowissenschaftlers ab, Rhesus-Affen Elektroden ins Hirn stecken zu dürfen, um dessen Funktionsweise zu erforschen. Diese Experimente, praktisch identisch mit den Bremer Makaken-Versuchen, seien „ethisch nicht zu rechtfertigen“, begründete das Amt. Gegenwind weht den Bremer HirnforscherInnen auch zuhause entgegen. Auch er sei für das Ende der Experimente, verkündete unlängst CDU-Spitzenkandidat und Bürgermeister Thomas Röwekamp. Heute will der CDU-Parteitag darüber diskutieren.

Die Uni spricht von „Wahlkampfgetöse“. Der Kommission, die bis Juni den „wissenschaftlichen Ertrag“ der Affen-Experimente evaluieren soll, sieht sie eher gelassen entgegen: Fünf der sechs Kommissionsmitglieder hat die DFG vorgeschlagen – die die Bremer Versuche finanziert. Über den „wissenschaftlichen Ertrag“ der Tierquälerei urteilen soll etwa der Bochumer Professor Klaus-Peter Hoffmann. Der ist in Fachkreisen auch als „Katzen-Hoffmann“ bekannt – wegen berüchtigter Experimente am Hirn derselben. Auch mit Affen hat er schon experimentiert.

In der Kommission wird er auf seinen früheren Doktoranden Alexander Thiele treffen. Dem hat er einst beigebracht, wie man Elektroden ins Hirn steckt und Versuchstiere in Experimentierstühlen fixiert. Thiele will mit dieser Methode jetzt „Mechanisms of visual attention“ erforschen – an Rhesusaffen.

Durchführen wollte Thiele seine Experimente an der Berliner Universitäts-Klinik Charité. Die Genehmigungs-Behörde der Hauptstadt hat ihm nun allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht. Der Wissenschaftler habe „nicht entkräften können, dass den Tieren erhebliche Schmerzen und Leiden zugefügt“ würden, heißt es dort.

Als problematisch werteten die amtlichen TierschützerInnen nach Informationen der taz dabei weniger die Elektroden, sondern die Experimente an sich. Während der „sehr häufigen“ Versuche sollten die Tiere nahezu bewegungslos fixiert werden, zudem sollten sie konsequent durstig gehalten werden – weil nur dann eine „Belohnung“ in Form eines Tropfen Safts sie dazu bringe, das antrainierte Verhalten zu zeigen. Gleiches gilt für die Makaken, an denen in Bremen geforscht wird.

Die Fixation, das „Durstmanagement“ und die hohe Anzahl der Durchläufe wertete die Berliner Behörde als „länger anhaltende oder sich wiederholende erhebliche Schmerzen oder Leiden“ – und die sind laut Tierschutzgesetz nur zulässig, wenn die dadurch gewonnenen Erkenntnisse von „hervorragender Bedeutung“ sind. Das habe Thiele nicht darlegen können.

In der Bremer Kommission kann er dieselbe Frage nun für die hiesigen Affenversuche klären, was beim Tierschutzbund auf heftigen Protest stößt. Thiele suche doch nur nach einem „Präzedenzfall“, um sich damit auch in Berlin seine Genehmigung einzuklagen, heißt es hier. Der so Verdächtigte war gestern nicht zu erreichen. ARMIN SIMON