Eskalationsplan in der Tasche

Versicherungs-Belegschaften wollen gegen Kündigungen in der Ergo-Gruppe gemeinsam Widerstand leisten

Dicke Luft in jeglicher Hinsicht am Mittwoch im Saal des Direktionsgebäudes der Hamburg-Mannheimer Versicherung (HM) in der City-Nord in Hamburg. 2.500 HM-Versicherungsangestellte haben sich zu einer gemeinsamen Betriebsversammlung mit den Mitarbeitern der Versicherungen Victoria, DKV, Intergo und D.A.S versammelt – die allesamt zur Düsseldorfer Ergo Gruppe gehören –, um vom Ergo-Vorstand über seine Kostensenkungs-Pläne informiert zu werden. Dieser versucht die Belegschaften zu beruhigen und bezeichnete Medienberichte über anstehende Entlassungen als „Quatsch“.

Lautstarke Proteste mit Trillerpfeifen und Rasseln gab es indes auch vor dem Gebäude gegen die Ergo-Vorständler. „Erst verzockt ihr Milliarden – dann uns“, stand auf Transparenten. Oder: „Hallo Herr Kaiser, schon Hartz IV versichert?“ Eine solche gemeinsame Betriebsversammlung habe es am Standort Hamburg zuvor noch nie gegeben, sagte der HM Betriebsratvorsitzende Jörg Peppernick. „Damit bringen die Betriebsräte zum Ausdruck, dass sie auf die gemeinsame Bedrohung durch den Ergo-Vorstand mit Geschlossenheit und Widerstand zu reagieren.“ Hintergrund der Unruhe in den Unternehmen der Ergo-Gruppe sind Ankündigungen des Ergo-Vorstandes, bis 2010 an den Hauptaktionär „Münchner Rück“ acht Milliarden Euro an Dividenden abführen zu wollen. Zur Kostensenkung werden auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Bundesweit stehen 2.000 Stellen zur Disposition. „Das ist eine Kriegserklärung an die Kollegen und ihre Familien“, kritisierte Richard Sommer, Bundesleiter der Fachgruppe Versicherungen der Gewerkschaft Ver.di. auf einer Kundgebung vor dem HM-Gebäude. Er forderte Ergo-Vorstands-Chef Torsten Oletzky auf, heute auf den Aufsichtsratssitzungen der HM und Victoria eindeutig zu erklären, auf Kündigungen zu verzichten. Andersfalls kündigte Sommer an: „Unser Eskalationsplan steht.“ Wenn der Ergo-Vorstand seine Pläne nicht revidiere, „wird es zum Konflikt kommen“. KVA