Faßberg kauft Hotel nicht um jeden Preis

Die Gemeinde bei Celle will verhindern, dass der Rechtsextremist Jürgen Rieger die Kaufsumme in die Höhe treibt

Die Gemeinde Faßberg bei Celle will ein von dem Rechtsextremisten Jürgen Rieger als rechtes Zentrum vorgesehenes Hotel namens „Landhaus Gerhus“ nicht um jeden Preis aufkaufen. Zwar habe die Gemeinde bei Gericht einen Antrag auf einen Grundbucheintrag ihres Vorkaufsrechts gestellt, sagte Bürgermeister Hans-Werner Schlitte am Mittwoch. Allerdings könne auch versucht werden, mit Hilfe des rechtsextremen Anwalts den Preis der Immobilie nach oben zu treiben. Rieger hatte mit der Eigentümerfamilie einen Kaufvertrag abgeschlossen, den die Gemeinde nun mit ihrem Vorkaufsrecht blockieren kann.

„Rieger hat nach meinen Informationen 1,28 Millionen Euro für das Hotel geboten“, sagte der Bürgermeister. Dieser Preis liege weit über dem Verkehrswert, den das Amtsgericht mit rund einer Million Euro angebe. Da müsse natürlich sorgfältig geprüft werden, ob möglicherweise Preistreiberei vorliege. „Schließlich geht es hier um Steuergelder“, sagte Schlitte. Die Gemeinde habe nun zwei Monate Zeit zu prüfen, inwieweit sie ihr Vorkaufsrecht ausüben will.

Durchkreuzen wolle sie die Pläne des Rechtsextremisten davon unabhängig in jedem Fall: „Wir wollen mit allen Mitteln verhindern, dass Herr Rieger bei uns ein rechtes Schulungszentrum errichtet.“ Am vergangenen Freitag hatte NPD-Mann Rieger eine Zwangsversteigerung des Anwesens mit einem 80-Betten-Hotel zum Platzen gebracht, indem er einen Kaufvertrag mit der Erbengemeinschaft vorgezeigt hatte. Er will offenbar „Schulungen und Parteitage“ durchführen.

Rieger hatte zuvor bereits im niedersächsischen Delmenhorst versucht, ein Hotel zu erwerben. Dieses Vorhaben scheiterte unter anderem am Widerstand der Bürger. Vom Kauf des alten Bahnhofs in Melle (Kreis Osnabrück) trat er später zurück, weil er ihn nicht wie vorgesehen nutzen durfte. DPA/TAZ