Polizei duldet Neonazi-Konzert in Mallentin

Bei einem großen Rechtsrock-Konzert in dem kleinen nordwest-mecklenburgischen Dorf tritt der Sänger der verbotenen Band „Landser“ auf. Staatsmacht erkennt „keine Zwischenfälle, die ein Eingreifen erforderlich machten“

„Super Abend“ dürfte spätestens heute in den Szeneforen zu lesen sein. Konnten doch am Samstag mehr als 1.000 Neonazis in Mallentin in Nordwest-Mecklenburg ein großes Rechtsrockkonzerte genießen – gänzlich ungestört von den Behörden. „Mit dem Landratsamt überprüfen wir gerade, ob eine Genehmigung vorliegt, Schankkonzessionen oder Baurechtsauflagen berücksichtigt werden“, sagte ein Polizeisprecher noch nachts um 23 Uhr. „Liegt was vor, schreiten wir ein“, versicherte er der taz. Am Sonntag teilte die zuständige Schweriner Dienststelle mit: „Es gab keine Zwischenfälle, die ein Eingreifen erforderlich machten“.

Welche Bands und Sänger in dem Dorf bei Grevesmühlen auftraten, konnte der Polizeisprecher nicht sagen. Glaubt man den Gerüchten, war „Die Lunikoff-Verschwörung“ der Topact des Abends. Bandleader ist Michael Regener, der Sänger der verbotenen Rechtsrockband „Landser“, ein Szenestar. 2005 hatte der Bundesgerichtshof gegen ihn eine Haftstrafe von drei Jahren und vier Monaten verhängt und die Band als kriminelle Vereinigung eingestuft.

„Sollten sich die Hinweise verdichten, tauchen noch mehr Fragen zum Polizeiverhalten auf“, sagt ein Sprecher von Lobbi (Landesweite Opferberatung – Beistand und Information für Betroffene rechter Gewalt). Denn wie der Lobbi-Sprecher behauptet, sei Regener unter der Auflage, nicht aufzutreten, vorzeitig aus der Haft entlassen worden.

Kaum in Freiheit, veröffentlichte Regener mit Lunikoff eine neue CD mit dem Titel „Heil froh“. Er singt: „Wenn du mich fragst, was ich am meisten hasse / dann ist das auch ganz schnell erzählt: Mulikulti, Toleranz, diesen ganzen Affentanz“ und droht: „Bald beginnt der richtige Spaß / dann geht’s an den Kragen der Bonzen und Bänker“.

Für den Auftritt in Mallentin hatten sich Lunikoff eine Lagerhalle gesucht. „Als die meisten Besucher schon da waren, trafen wir ein“, räumt die Schweriner Polizei ein. Kurz vor Beginn habe sie erst von der Veranstaltung erfahren, die anfänglich im Großraum Hamburg geplant gewesen sei. „Auf dem Gelände waren nur ein paar Beamte und weitere Einsatzkräfte standen in Grevesmühlen in Bereitschaft“, berichtet Silvio Maifeld von der Antifa-Wismar. „Dass die Polizei nur zuschaute, ist ein Skandal“, sagt er.

Eine Äußerung des Polizeipressesprechers am Rande legt eine andere Vermutung darüber nahe, warum sich die Polizei so zurückgehalten hat: „80 Beamten standen 1.000 Besuchern gegenüber.“ ANDREAS SPEIT