Calle von Bismarck, Ex-CDUler
: Die Bürde des großen Namens

Der ehemals „faulste Abgeordnete Deutschlands“ (Bild), Carl-Eduard von Bismarck, ist aus der CDU ausgetreten. „Ich komme gerade aus New York, fliege nachher nach Tschechien weiter und habe gerade ein Meeting mit ein paar Leuten“, sagte Bismarck, von den Lübecker Nachrichten um eine Stellungnahme gebeten. „So zwischen Tür und Angel“ sage er nichts dazu.

Der Austritt markiert das Ende eines Missverständnisses, das 2005 begann. Damals zog Bismarck als Nachrücker für Ministerpräsident Peter Harry Carstensen in den Bundestag ein, wurde dann aber von der vorgezogenen Bundestagswahl kalt erwischt. „Er hat mit mir persönlich geredet und mitgeteilt, dass er an der Wirbelsäule erkrankt ist“, erklärte Lauenburgs CDU-Kreischef Klaus Schlie das Fernbleiben Bismarcks vom Wahlkampf. „Und wenn er mir das versichert, dann glaube ich das.“

Damals war Bismarck für seine CDU-Kollegen noch „der Calle“, und man nahm gerne hin, dass er öfter in New York war, wo seine dritte Frau Nathalie herkommt und wo bald darauf die Kinder Alexeï und Grace geboren wurden. Bismarck, Ur-Urenkel des Reichskanzlers, künftiges Oberhaupt der Dynastie, der unter anderem der Sachsenwald bei Hamburg mit Schloss Friedrichsruh gehört, brachte Glamour in die CDU-Provinz, da konnte man mal ein Auge zudrücken.

Bei der Wahl zog Bismarck mit 44,4 Prozent der Stimmen in den Bundestag ein, und es wäre vielleicht alles gut gelaufen, hätten die Lübecker Nachrichten und, in ihrem Kielwasser, die Bild-Zeitung, nicht die Geschichte vom „faulsten Abgeordneten Deutschlands“ gebracht. Offenbar war Bismarck seltener im Bundestag, als es sich seine Parteifreunde gewünscht hatten. Bei einem CDU-Parteitag in Mölln rüffelte Ministerpräsident Carstensen den abwesenden Bismarck öffentlich. Kreischef Schlie, inzwischen zum Staatssekretär in Kiel avanciert, sagte, in der Partei gebe es über Bismarck „deutlichen Unmut“.

Nachdem Bismarck im Dezember 2007 sein Mandat niedergelegt hatte, sagte er der Bunten, andere Abgeordnete hätten öfter gefehlt als er. „Aber die heißen eben nicht Bismarck.“ WIE

Fotohinweis:CARL-EDUARD VON BISMARCK, 47, ist Reichkanzler-Nachkomme und ehemaliges CDU-Mitglied  FOTO: DPA