Regionale Sprachen
: Recht auf Tüdelkram

Zweisprachige Straßenschilder und das Recht, im Rathaus auf Plattdeutsch oder Friesisch schnacken zu dürfen – für so einen Tüdelkram kämpfen Minderheiten? Genau – und sie haben mit Recht.

KOMMENTAR VON ESTHER GEISSLINGER

Worte bestimmen unser Bild der Welt: Eine indianische Sprache kennt den Begriff „orange“ nicht – mit der Folge, dass die Menschen dieses Stammes die Farbe nicht sehen. Im Russischen wiederum gibt es für Blau gleich zwei Worte. George Orwell hat in „1984“ beschrieben, wie Sprachverarmung wirkt: Ein abweichender Gedanke lässt sich nicht denken, wenn die Worte dafür fehlen. So war es auch für die Frauenbewegung von entscheidender Bedeutung, weibliche Berufsbezeichnungen einzuführen: Frauen mussten auf bestimmten Posten denkbar sein, bevor sie diese real antraten.

Auch regional wirkt sich Sprache aus: Das plattdeutsche „Moin“ ist etwas anderes als das bayerische „Grüß Gott“. Da ist es wichtig, dass sich Menschen für den Erhalt ihrer Sprachen einsetzen. In Nord- und Ostfriesland sogar ziemlich erfolgreich: In Kindergärten und Schulen trainiert die nächste Generation Platt und Friesisch.

Und es ist wichtig, Zeichen zu setzen – mit zweisprachigen Straßenschildern und Aufklebern an Amtsstuben, dass Minderheitensprachen hier verstanden und geredet werden. Damit der Tüdelkram erhalten bleibt.