Alice Fröhlich, Helferin und Preisträgerin
: Die Energische

Die Klaus-Töpfer-Stiftung hat sich ein schönes Wort dafür ausgedacht, dass jemand etwas tut, was noch niemand vor ihm getan hat – und das auch noch zum Wohle der Allgemeinheit. Gesellschaftliche Innovation nennt sie das. Am Mittwoch wird Alice Fröhlich aus Bremerhaven für ihre „innovative Arbeit“ mit dem hochdotierten Freiherr-vom-Stein-Preis 2008 ausgezeichnet.

Es ist nicht die erste Auszeichnung der 64-Jährigen, die sich seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Unterstützung Demenzkranker einsetzt. Fröhlich will diesen Menschen etwas geben, das über die Pflege hinausgeht. „Sie müssen ja immer abgeben“, sagt sie. Zuerst sei es nur der Autoschlüssel, am Ende der Reflex, Essen herunterzuschlucken.

Als die engagierte Niederländerin 1982 der Liebe wegen nach Bremerhaven zog, vermisste sie die Freiwilligenarbeit in den Pflegeeinrichtungen. „In Holland gibt es eine richtige Freiwilligenbewegung“, erzählt sie. Und sogar eine zentrale Freiwilligenagentur gebe es dort, mit der die ehrenamtliche Arbeit koordiniert werde. Lange Zeit engagierte sich Fröhlich in der stationären Pflege Demenzkranker, bis sie vor elf Jahren den Verein Solidar gründete. Unter ihrer Leitung helfen etwa 120 geschulte Freiwillige in zwei Bremerhavener Pflegeeinrichtungen.

Innovativ daran ist, dass die Ehrenamtlichen nicht die Arbeit der Pflegekräfte ersetzen, sondern ergänzen sollen. Sie malen, basteln und singen mit den Menschen, die mehr und mehr in ihre eigene Welt abrutschen. „Aber wer sagt denn, dass unsere Welt die bessere ist?“, fragt Fröhlich. Was sei schließlich besser daran, täglich von Kriegen zu hören, um im Anschluss Krimis zu sehen, in denen mittlerweile mindestens zwei Tote vorkommen müssten? Fröhlich weiß es nicht.

Dass die Klaus-Töpfer-Stiftung sie für ihre Energie mit 25.000 Euro belohnen will, kann Fröhlich selbst kaum glauben. „Ist das nicht Wahnsinn?“, sagt sie beschwingt. Das Geld solle in die Musiktherapie für Demenzkranke fließen. An die Schwerstkranken komme man anders nicht heran. „Wenn die an einer Gitarrensaite zupfen, spüren sie, dass sie auch noch etwas wert sind.“

UTA GENSICHEN

ALICE FRÖHLICH, 64, leitet in Bremerhaven die Freiwilligenhilfe für Demenzkranke. FOTO: ALFRED TOEPFER STIFTUNG