DER RECHTE RAND
: Nazis drängen ins Zentrum

Im schleswig-holsteinischen Neumünster feierte sich die Neonazi-Szene am vergangenen Samstag selbst. Über 130 Rechte kamen zur zwölfjährigen Jubiläumsparty des „Club 88“. Bevor sie in der Kneipe „Titanic“ mitten in der Innenstadt feierten, marschierten sie vor ihrem Club im Stadtteil Gadeland auf.

Anfang der Woche hatte das Ordnungsamt angekündigt, keine Club-Feier zuzulassen. Selbstbewusst meldete das Club-Team um Christiane Dolscheid daraufhin eine Versammlung an. Motto: „Schluss mit der Repression“. Die Formulierung der Polizei, es finde keine Feier statt, hatte also etwas sehr Wortgenaues. Dieses „Herunterspielen der Situation“ beklagte Anna vom „Bündnis gegen Rechts“ am selben Tag bei einer Gegendemo von 100 DemonstrantInnen gegen den Club. Schon am 27. September hatten rund 600 Menschen gegen den „Club 88“ demonstriert.

In Neumünster ist zu erleben, was die Berliner Sozialwissenschaftlerin Uta Döring über von Rechten dominierte Orte sagt: Dort, wo eigene Räumlichkeiten bestehen, reproduziert sich die Szene ständig, festigt sich und dehnt sich aus.

Nach dem Ende der Versammlung am Club brachen die Neonazis zur „Titanic“ auf. In Autokonvois fuhren sie am alternativen Jugendzentrum vorbei, wo eine Party unter dem Motto „Disco Beats Club 88“ lief. Auf der Neonazi-Website des „Aktionsbüros Norddeutschland“ schreiben die Rechten dazu: „Wenn die Linken schon nicht zum Club kommen wollen, dann muss es eben umgekehrt laufen.“

Bei der Kneipe „Titanic“, die 50 Meter vom Jugendzentrum entfernt liegt, wurden schon früher nicht-rechte Jugendliche angegriffen. „Wirt und Pächter haben sich jetzt eindeutig positioniert“, sagt Anna. „Das ist keine ganz normale Gaststätte mehr.“ Das Bündnis fordert ein schnelles Handeln der Stadt, um die Etablierung eines zweiten „Club 88“ – noch dazu in besserer Lage – zu verhindern.