Oldenburger Lohndumping

Das Telekommunkationsunternehmen EWE-Tel steht gut im Futter. Trotzdem lagert EWE-Tel Arbeit in ein Billiglohn-Call-Center aus und entlässt eigene Mitarbeiter. Die sind nicht erfreut und haben an den Oldenburger Stadtrat geschrieben

Beim Oldenburger Telekommunikationsunternehmen EWE-Tel herrscht derzeit Jubel über zwei Großaufträge: In Kooperation mit der Deutschen Telekom wird EWE-Tel das Glasfasernetz für schnelles Internet (VDSL) in Nordwestdeutschland ausbauen. Der noch größere Auftrag für die Tochterfirma des Energieunternehmens EWE kommt vom Land Niedersachsen: Sämtliche Telefon- und Datenleitungen des Landes sollen modernisiert werden, der 164-Millionen-Euro-Auftrag ist der größte der zwölfjährigen Unternehmensgeschichte.

Allerdings wollen nicht alle EWE-Tel-Mitarbeiter mitjubeln, am wenigsten jene aus dem Technischen Support-Center (TSC). Die Abteilung besorgt die telefonische Kundenberatung bei Störungsfällen und besteht aus zehn festen und 15 befristet angestellten Mitarbeitern sowie 21 studentischen Hilfskräften. Die Zeitverträge sollten nicht verlängert werden, wurde am 14. Januar mitgeteilt. Dabei hatte ihnen die Geschäftsleitung in einem Mitarbeiter-Newsletter vor wenigen Wochen von Weiterbeschäftigung gesprochen: 2009 solle maximal der derzeitige Beschäftigungsstand gehalten werden, „daher gilt auch weiterhin: Wer gute Arbeit leistet und soweit genügend Arbeit da ist (dafür ist weiteres Wachstum die Grundlage), wird auch nach der Befristung bei uns bleiben“.

Nun kommt alles anders, und das Vorgehen sieht nach Ausgliederung in den Billiglohnsektor aus. Mit der Ankündigung, dass ihre Verträge nicht verlängert werden, erfuhren die TSC-Mitarbeiter nämlich, dass ihre Arbeit aus Kostengründen von dem externen Callcenter Teleteam übernommen wird. Die Teleteam-Mitarbeiter verdienen 500 Euro weniger. Den EWE-Tel-Mitarbeitern riet die Geschäftsleitung indes, sich bei Teleteam zu bewerben: Bei Eignung werde man sie dort bestimmt einstellen, Arbeitskraft-Bedarf gebe es. Ein Bedarf, den das Unternehmen durch die Ausgliederung vermutlich selbst forciert. Denn das Anrufaufkommen werde nicht so stark sinken, dass das TSC 15 Mitarbeiter weniger verkraften könne. In einem Brief appellierten die TSC-Mitarbeiter an den Oldenburger Stadtrat, die Stadt als Anteilseignerin der EWE solle das Prozedere untersuchen.

Der bei Ver.di für die Telekommunikationsbranche zuständige Sekretär, Hanno Harms, sieht im Vorgehen der EWE-Tel-Spitze angesichts einer guten Auftragslage den ersten Schritt zur Ausgliederung des gesamten Bereiches. Er forderte den Vorsitzenden der Geschäftsführung des Telekommunikationsunternehmens, Hans-Joachim Iken, auf, die Betroffenen bei TSC weiter zu beschäftigen.

Die Geschäftsleitung verschickte daraufhin einen Mitarbeiter-Brief. Ihm zufolge trifft es nicht zu, „dass die bisherigen Arbeiten der betroffenen Mitarbeiter auf einen externen Dienstleister verlagert werden und die Mitarbeiter diese Arbeiten dort zu schlechteren Bedingungen fortführen werden“. Es sei vielmehr einfach keine Arbeit mehr für sie da, sie würden nicht mehr benötigt. FELIX ZIMMERMANN