urdrüs wahre kolumne
: Meine Yacht … und meine Ferres!

Kolonnenführer Carsten Maschmeyer von der hannöverschen Drücker-Truppe AWD kann jetzt aber wieder richtig rumprollen: „Mein Haus! Meine Yacht! Mein Auto! Und hier meine Buhlschaft.“ Und dann kann er das Hochglanzfoto von Veronica Ferres auf den Tisch knallen, für die er sich gerade im Standesamt frei und ledig gemacht hat. Aber zwischendurch geht’s erst mal nach Teheran, wo der Herr Star-Finanzoptimierer noch mit Star-Gasmann Gerhard Schröder bei der Sause zur Gründung der neuen Klinik des Star-Chirurgen Madjid Samil vorbeischaut – man kennt sich von der Currywurst mit und ohne Blattgoldauflage aus der Stadt des größten Schützenfests der Welt.

Auch zu Hause lassen die Wirtschaftskriminellen die Korken knallen und rühmen in der Welt doch allen Ernstes schon wieder Derivate als innovative Errungenschaft – ergänzt um den Hinweis auf eine selbst zusammengestümperte „Checkliste“ zur Prüfung der Lehman Brothers dieser Welt. Der Globus steht in Flammen, die Brandstifter aber legen nach.

Für das Sätzchen, die Philosophie des puren Kapitalismus sei gescheitert – relativiert gar noch durch den Rattenschwanz „wie der Nationalismus oder der Sozialismus“ –, wird Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) prompt verbellt durch FDP-Generalissimus Dirk Niebel: „Beust kehrt sich offenbar ab von den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft“. Liberal sein heißt dann aber mindestens ebenso offenbar: „Das Schwein- und Gemeinsein zum Prinzip erhoben!“

Welche Lichtgestalt ist dagegen doch Burim Osmani, der dem etwas lahmenden Quatsch Comedy Club im Hamburger „Café Keese“ mietfrei den Saal überlässt und nebenan ein „Entertainment-Center wie den Friedrichsstadt-Palast“ errichten will. Dass dieser Herr Osmani dann auch noch das soziale Biotop namens „Lehmitz“ erhalten will, macht ihn nun erst recht zum Kumpel, mit dem man gern mal zwischen „Ritze“, „Goldenem Handschuh“ und Fischmarkt einen drauf machen möchte. Den Absacker geb’ auch ich aus!

Man kann es wirklich nicht verstehen, dass es noch Zweifel an der Notwendigkeit eines Verbots für die Nazitruppe NPD gibt. Just in diesen Tagen verschickt der NPD-Kreisverband Verden durch einen Herrn mit dem offensichtlichen Künstlernamen Martin Bormann seine Parolen per E-Mail durchs Land. Reicht das nicht? Muss erst der Herr Hitler im Impressum stehen?

Das taz-Bremen-Interview mit der blitzgescheiten, liebenswürdigen und seit langem engagierten Kulturfrau Katrin Rabus verdient es, von allen auswendig gelernt zu werden, denen das Theater nicht nur in Bremen am Herzen liegt. Wer danach immer noch nicht begriffen hat, was da so systematisch zerstört wird, der sollte dafür plädieren, das Theater auf Dauer zum Spielraum für den „Starlight Express“ zu machen – mit ein bisschen Comedy zwischendurch, Fingerfood und irgendeinem beliebigen InBev-Bier.

Dann haben die Verantwortlichen, was Sie im Grunde schon immer wollten und auch verdient haben. Muss nur noch das Marketing funktionieren – aber das klappt ja zum Glück bei denen nie, freut sich jetzt schon ULRICH „Dario“ REINEKING

ULRICH REINEKING, Journalist, Kabarettist und Freund gepflegten Entertainments, hat nichts gegen gute Currywurst.