Ein Polizist, der zum Bankräuber wurde

Fast fünf Jahre soll ein alkoholkranker Kripobeamter aus Bremen ins Gefängnis, nachdem er zwei Banken überfallen und einem alten Ehepaar 2.000 Euro abgeschwatzt hat. Verteidigung spricht von einem „brutal harten Urteil“

Der 55-jährige Polizist ist seit zehn Jahren alkoholkrank, mindestens. Und doch verrichtete er die ganze Zeit über – so wird berichtet – „ordnungsgemäß“ seinen Dienst bei der Kriminalpolizei. Auch die meisten jener Zeugen, die ihn bei seinen Banküberfällen sahen, wussten von keinen Auffälligkeiten zu berichtet, ja, nicht einmal das alte Ehepaar, dem er 2.000 Euro abgeschwatzt hatte. Jetzt soll der Mann wegen versuchter schwerer und vollendeter räuberischer Erpressung, wegen Betruges sowie illegalen Waffenbesitzes für vier Jahre und zehn Monate hinter Gitter.

Das hat das Landgericht Bremen gestern entschieden. Ferner wurde er in eine Entziehungsanstalt eingewiesen. Die Verteidigung meldete umgehend Revision gegen das als „brutal hart“ kritisierte Urteil an.

Im Sommer 2007 versuchte der Mann erstmals, eine Bank in Stuhr Groß Mackenstedt (Kreis Diepholz) zu überfallen. Ohne Erfolg: Einem Kunden war aufgefallen, dass der potentielle Räuber nicht mit einer scharfen Waffe, sondern mit einer Soft Air Pistole bewaffnet war. Die Finanzlage des Beamten war zu jener Zeit „desolat“, sagte der Richter bei der Urteilsbegründung, das Konto der Familie allmonatlich um mehrere hundert Euro überzogen. Auch wegen der Kosten für einen täglichen Alkoholpegel von 1,5 bis zwei Promille.

Als er im vergangenen Sommer im Fall eines 85-Jährigen zu ermitteln hatte, der um 3.000 Euro erleichtert werden sollte, nahm er „eine Art Zwangsanleihe“ von dem Opfer, wie das Gericht das nennt. Er redete dem Rentner und seiner Frau ein, die 2.000 Euro müssten erkennungsdienstlich behandelt werden. Um das Geld zurückzahlen zu können, überfiel er erneut eine Bank. Zunächst sollte es die Volksbank in Stuhr Mohrdeich sein, dort aber machte er kehrt, ehe er da war. Die Wahl fiel auf eine Sparkasse am Stadtrand Bremens. Dort erbeutete er mit seiner Dienstwaffe 2.040 Euro in zumeist registrierten Scheinen. Kurze Zeit später wurde er festgenommen. Im Knast nennen sie ihn den „Scheißbullen“.

Mit seinem Urteil ging das Gericht weit über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus, die drei Jahre und acht Monate Haft gefordert hatte. Zwar wurde dem Angeklagten eingeschränkte Schuldfähigkeit attestiert, Richter Reinhard Wacker mochte das aber nicht so recht gelten lassen, ebenso wenig das Teilgeständnis. „Ich habe den Eindruck, hier sollte ein Exempel statuiert werden“, sagte Verteidiger Udo Würtz. Weil es um einen Polizisten ging. JAN ZIER