TOMMY HAAS, TENNISPROFI
: Der Spätentwickler

■ kommt aus Hamburg und lebt derzeit im „Wimbledon-Wohnzimmer“ von Boris Becker. Foto: dpa

Er heißt Thomas Mario Haas, doch alle nennen ihn nur Tommy, gute Freunde gar „Hasi“. Kuschel-Namen für einen, der immer noch dieses jungenhafte Gesicht zu Markte trägt und als ewiges Talent gilt, obwohl er mit mittlerweile 31 Jahren langsam in das Alter kommt, in dem man auf internationalen Plätzen als Tennis-Opa gilt.

Und so wurde es auch Zeit, dass ihm nun zum ersten Mal das gelang, was seinen prominenten Vorgängern Boris „Bobbele“ Becker und Michael Stich schon in wesentlich jüngeren Jahren schafften: Im Tennis-Mekka Wimbledon zumindest einmal das Viertelfinale zu erreichen, unter den letzten, den besten acht zu sein.

Tommy Haas Karriere gleicht einer Achterbahn-Fahrt: Um die Jahrhundertwende hatte der gebürtige Hamburger seine besten Jahre: Er holte olympisches Silber und schaffte es auf Platz zwei der Weltrangliste und gleich zweimal bis ins Halbfinale der Australian-Open, die wie Wimbledon zu den vier Grand-Slam genannten Premium-Turnieren der Tennis-Welt gehören. Schulterprobleme belasteten seine Karriere und seine auch anschließend wenig konstanten Leistungen führten dazu, dass Haas gehörigen Abstand zu Weltspitze wahrte.

Nun trägt es ihn, im 14. Profijahr noch einmal weit nach oben. Frisch verlobt mit der US-amerikanischen Schauspielerin Sara Foster, feierte er Mitte Juni in Halle (Westphalen) seinen ersten Turniersieg seit über zwei Jahren. In Wimbledon fegte Haas, der sich inzwischen an der Westküste Floridas niedergelassen hat, am Montag den Russen Igor Andreev ohne Satzverlust vom Feld, katapultierte sich damit aus dem Niemandsland der Weltrangliste immerhin auf die gehobene Position 34.

Und sollte am heutigen Montag gar noch ein Triumph gegen Novak Đoković – den er schon in Halle im Finale schlug – gelingen, scheint alles möglich. Vom ersten deutschen Wimbledon-Sieg in der Männer-Konkurrenz seit Michael Stichs Triumph vor 18 Jahren darf dann kollektiv geträumt werden, auch wenn im Halbfinale mit Wimbledon-Seriensieger (2003 bis 2007) Roger Federer ein harter Brocken warten dürfte. MARCO CARINI