KOMMENTAR VON ESTHER GEISSLINGER
: Kindereien an der Kieler Förde

In der Regierung sitzen Leute in der Sandkiste, die nicht zusammen spielen mögen.

Neuerdings überträgt der Offene Kanal Kiel die Sitzungen des Schleswig-Holsteinischen Landtags live im Internet. Das ist praktisch, weil jede und jeder so miterleben kann, wie die Akteure der Großen Koalition miteinander umgehen. Aber auch unnötig, denn das Schauspiel, das im Hohen Hause an der Förde geboten wird, findet sich auf jedem Spielplatz des Landes.

In der Kieler Regierung und im Parlament sitzen Leute gemeinsam in einer Sandkiste, die einfach nicht zusammen spielen mögen. Stattdessen knallen sie sich – zunehmend härter und gröber – ihre Schippen und Eimer um die Ohren. Die Streitereien entzünden sich jeweils an Sachthemen, über die sich eine ernsthafte politische Debatte lohnen würde: Kreisreform, Schuldenbremse, CO2-Verklappung, die Lage der HSH-Nordbank, Haushaltskonsolidierung und Atomkraft. Doch zu diesen ernsthaften Debatten kommt es viel zu selten. Stattdessen scheint es immer nur darum zu gehen: Wer hat’s als erster gesagt? Wer sagt’s am lautesten und wer jagt’s über den Twitter?

Auf dem Spielplatz ist das irgendwie noch süß. In der politischen Arena nur peinlich. In einer hochgradig schwierigen Lage, wie Schleswig-Holstein sie erlebt, ist es aber eine Katastrophe.

Bei jeder neuen Krise gab es Forderungen, dieses Projekt „große Koalition“ endlich zu beenden. Von einem toten Gaul sollte man absteigen.