Britta Ernst, Schattenministerin in Kiel
: Der dritte Versuch

sieht sich zu Höherem berufen und will es endlich ihrem Gatten nachmachen: regieren.Foto: dpa

So ein richtig gutes Omen ist Britta Ernst eigentlich nicht – das könnte raunen, wer böswillig wäre. Denn für Höheres war die 48-jährige Sozialdemokratin schon zwei Mal auserkoren, und stets machten die Wähler ihr einen Strich durch die Rechnung. Diesmal aber soll es klappen.

2004 und 2008 war sie Teil der Kompetenzteams der Hamburger SPD-Bürgermeisterkandidaten Thomas Mirow und Michael Naumann. In Hamburg regiert jedoch noch immer der Christdemokrat Ole von Beust. Jetzt steht die Frau, deren Gatte Olaf Scholz im Berliner Bundeskabinett wirkt, in einem neuen „Zukunftsteam“: dem von Ralf Stegner. Der will Ende September SPD-Ministerpräsident in Schleswig-Holstein werden. Die Chancen, dass es Ernst wird für Ernst, stehen da den Prognosen zufolge so hoch nicht.

Für Stegner ist die Sozialökonomin gleichwohl „absolut erste Wahl“ als Bildungsministerin. Von Vorteil seien zudem ihre „umfassenden Kompetenzen“ in benachbarten Fachbereichen wie der Sozialpolitik. Dies würde, so Stegner, die Verknüpfung der verschiedenen Politikbereiche erleichtern. Auch deshalb, weil Ernst und die bisherige und im Erfolgsfall erneute SPD-Sozialministerin Gitta Trauernicht, die ihre Karriere in Hamburgs Sozialbehörde und Rathaus startete, sich seit langem kennen und schätzen.

In der Schulpolitik verficht Ernst das Zwei-Säulen-Modell aus Gymnasien und möglichst ganztägigen Stadtteilschulen, die im Nachbarland als Gemeinschafts- und Regionalschulen firmieren. Diese auf den Weg gebrachte Reform zu vollenden, sieht Ernst als ihre Hauptaufgabe. „Schule muss Kinder fördern, dafür ist sie da“, sagt die Frau, der mancher einen veritablen Sturkopf attestiert.

Hinderlich für Ernst, die in zwölf Jahren Bürgerschaft mehrere Führungsposten in der SPD-Fraktion bekleidet hat, könnte der Umstand sein, dass sie oft schneller redet als viele denken können, und das gern mit scharfer Zunge. Über das Gefühl, „von einem verbalen Rasenmäher niedergequasselt“ worden zu sein, berichten gelegentlich – meist männliche – Abgeordnete. Ob Stegner weiß, was ihm da blühen könnte? SVEN-MICHAEL VEIT