HSH Nordbank: Herrn Nonnenmachers Hang zum Ende

Nordbank-Vorstandschef Nonnenmacher droht nach neuen Enthüllungen das Ende: 500 Millionen Euro Verlust lassen Politiker in Hamburg und Schleswig-Holstein seine Entlassung fordern.

Was mag Nonnenmacher in dieser Sitution gesagt haben? "Kaufen" vielleicht? Bild: dpa

Omega ist der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets und ein Synonym für das Ende. Omega ist außerdem der Titel eines riskanten Kreditersatzgeschäftes, mit dem die Londoner Filiale der HSH Nordbank Ende 2007 einen Schaden von mindestens 500 Millionen Euro angerichtet hat. Das Kreditersatzgeschäft-Omega droht nun zum Karriere-Omega von Dirk Jens Nonnenmacher zu werden. Mehrere Politiker aus Hamburg und Schleswig-Holstein forderten am Dienstag den Rücktritt oder die Entlassung Nonnenmachers als Chef der gemeinsamen Landesbank.

Genehmigt hatte das milliardenschwere Investment "der Gesamtvorstand", wie ein Sprecher der HSH Nordbank am Dienstag bestätigte. Unterschrieben wurden die Verträge vom damaligen Finanzvorstand Nonnenmacher, der vor knapp einem Jahr zum Vorstandschef aufstieg. Sein Vorgänger Hans Berger war im November 2008 zurückgetreten, als sich ein Defizit von letztlich 2,8 Milliarden Euro abzuzeichnen begann. Der größte Einzelverlust davon war Omega.

Nach Recherchen des Hörfunksenders NDR Info hatte das bankeigene Risikomanagement seinerzeit ausdrücklich auf Gefahren hingewiesen. So sei "der Zeitrahmen für die Begutachtung außerordentlich eng und mit Hinblick auf die Komplexität und die betreffende Summe unangemessen kurz" gewesen. Außerdem hielten die Risikoexperten es für möglich, dass die Aufsichtsbehörde BaFin das Geschäft nicht genehmigen werde. Deshalb habe die HSH entscheidende Teile des Omega-Geschäfts offenbar vor der Finanzaufsicht verheimlicht, berichtetet der Sender unter Berufung auf einen ihm vorliegenden Brief sowie interne E-Mails.

Die HSH Nordbank ist 2003 aus den Landesbanken Hamburgs und Schleswig-Holsteins entstanden. Die beiden Länder halten zusammen 85,5 Prozent. Den Rest teilen sich die schleswig-holsteinischen Sparkassen und der US-Investor J. C. Flowers.

Nach Milliardenverlusten 2008 stellten die beiden Länder im Frühjahr drei Milliarden Euro Kapital und Garantien über weitere zehn Milliarden Euro zur Verfügung.

Das erste Halbjahr 2009 schloss die Nordbank mit einem Minus von 530 Millionen Euro ab.

Parlamentarische Untersuchungsausschüsse beider Landtage versuchen herauszufinden, wer für die Krise der HSH Nordbank verantwortlich ist.

Das Institut beteuert, der Omega-Deal sei "eine bekannte Transaktion". Die Abschreibungen von 500 Millionen Euro sind im Jahresabschluss 2008 enthalten. Ein Londoner Manager soll die Investments "Omega 52" und "Omega 55" als normale Kredite deklariert haben. Tatsächlich waren es hochriskante Kreditersatzgeschäfte. Nachdem der Deal aufgeflogen war, wurden Bilanzen korrigiert. Falls die Wertpapiere wieder im Preis stiegen, so die Nordbank optimistisch, könne der Schaden geringer ausfallen.

Zudem sei im Juni die Kanzlei Freshfields beauftragt worden, den Deal zu überprüfen. Der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats, Ex-Deutsche-Bank-Chef Hilmar Kopper, hatte Nonnenmacher aber nach der Überprüfung "uneingeschränkt" sein Vertrauen ausgesprochen. Der Aufsichtsrat habe "übereinstimmend Nonnenmacher gebeten, der Bank langfristig als Vorstandsvorsitzender zur Verfügung zu stehen".

Nonnenmacher steht seit Monaten in der Kritik, weil er auf vertraglich zugesicherte Boni von 2,9 Millionen Euro nicht verzichten will. Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen ihn wegen einer vermeintlich unrechtmäßigen Zahlung der Bank von 45 Millionen Dollar an die US-Investmentbank Goldman Sachs.

Wegen Omega forderten am Dienstag mehrere Politiker im Norden Nonnenmachers Entlassung. Jeden Tag werde deutlicher, dass der Bankchef tief in die riskanten Verlustgeschäfte der Bank verstrickt sei, sagte der Finanzexperte der Hamburger SPD, Peter Tschentscher. Er verlangte ebenso wie Joachim Bischoff, Finanzexperte der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft, vom Senat, die Ablösung Nonnenmachers zu veranlassen. Das forderte auch der schleswig-holsteinische SPD-Fraktionschef Ralf Stegner.

Außerdem müsse ihm gegenüber Schadenersatz geltend gemacht werden, sattelte die Finanzexpertin der Grünen im Kieler Landtag, Monika Heinold, noch drauf. Auch die FDP in Schleswig-Holstein drängt seit langem darauf, Nonnenmacher zu entlassen. Unklar ist jedoch, ob sie sich damit in den laufenden Koalitionsverhandlungen mit der CDU durchsetzen kann, die an Nonnenmacher festhält.

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