KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER DIE LINKEN-PHOBIE BEI SCHIFFSMAKLERN
: Polit- Quarantäne war gestern

Sogar Wolfgang Schäuble hat erkannt, dass die Linkspartei keine Krankheit ist

Mit Quarantäne-Vorschriften sollten Schiffsmakler sich auskennen: Wer die Pest an Bord hat, muss auf Reede liegenbleiben. An Land sind die Herren aber offenbar weniger versiert, sonst wüssten sie, dass sie die Regeln der Seefahrt nicht umstandslos auf das politische Geschäft ummünzen können. Sonst hätten sie dem Vizepräsidenten der Hamburger Bürgerschaft nicht einfach die Tür gewiesen, nur weil er zur Linksfraktion gehört.

Polit-Quarantäne für die Linkspartei? Das klingt schwer anachronistisch. Sogar Linken-Fresser Wolfgang Schäuble (CDU) hat erkannt, dass die Zugehörigkeit zur Linkspartei keine Krankheit ist – und vor der Bundestagswahl einem „Rote-Socken-Wahlkampf“ eine Absage erteilt.

Im Hamburger Kontorhausviertel ist offenbar die Zeit stehengeblieben: Dass die Linkspartei mittlerweile in fast allen Landtagen meist ordentliche Oppositionsarbeit leistet, mancherorts sogar ziemlich geräuschlos mitregiert, ist einfach nicht angekommen. Auch zum Differenzieren scheinen die Herren der Meere nicht zu neigen: Wolfgang Joithe ist kein Altkader aus SED-Zeiten, sondern kam erst vor vier Jahren zur Linkspartei – aus der traditionell undogmatischen Arbeitslosen-Bewegung. Aber vielleicht ist es ja gerade dieses Gesocks, vor dem der Ober-Makler seine feinen Mitglieder bewahren will.

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