NACHRUF: EBERHARD ZAMORY
: Mit Optimismus gegen Nazis

„Zum Optimismus gibt es keine Alternative“, betitelte Eberhard Zamory seine Erinnerungen ans britische Exil. Sie enden mit seiner Rückkehr nach Hamburg, wo er bei Hans Wolffheim zu studieren begann, auch ein Verfolgter. „Als ich ihm gegenüber saß, sah er mich lange unverwandt an und sagte: ,Alle wollen auf die Siegerseite, Sie aber wechseln zu den Besiegten über. Verrückt, verrückt, verrückt.‘“

Verrückt, eben nicht gradlinig, verlief so manches im Leben Zamorys. 1922 wurde er in Breslau geboren. Sein Vater, Inhaber einer Handelsfirma, war jüdischer Herkunft; nach der Machtübertragung widerstand seine nichtjüdische Ehefrau Else dem Druck, sich scheiden zu lassen. Im März 1939 ermöglichten die Eltern ihrem Sohn Eberhard die Flucht nach England. Dort schloss er sich der sozialistischen „Freien Deutschen Jugend“ (FDJ) an und folgte 1943 ihrem Aufruf, in die britische Armee einzutreten.

Im Dezember 1946 kehrte Eberhard Zamory, der schon in England Mitglied der KPD geworden war, nach Deutschland zurück. Nach seinem Studium leitete er die „Internationale Buchhandlung“ in Hamburg. Danach arbeitete er als Dokumentationsredakteur, unter anderem für Konkret, später als Lektor im Verlag der Universität Bremen. Nach dem Prager Frühling trat er aus der KPD aus.

Bis zu seinem Tod war Eberhard Zamory in der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) – Bund der Antifaschisten“ aktiv. Er hat die nationalsozialistische Hypothek der Hamburger Polizei publik gemacht: Sein Briefwechsel mit den Hamburger Innensenatoren Werner Hackmann und Hartmuth Wrocklage belegt, dass Hamburger Polizisten im Zweiten Weltkrieg an der massenhaften Ermordung von Polen und Juden beteiligt waren und als „ganz normale Männer“ nach 1945 im Polizeidienst blieben.

Eberhards Zamorys Tod am 27. Januar nimmt seiner Familie einen liebenswerten Angehörigen und vielen einen charmanten, politisch immer neugierigen Freund. WILFRIED WEINKE