Kuhhandel um Fische

EU-FISCHEREIPOLITIK Reformvorschläge aus Brüssel kommen bei Wissenschaftlern, Umweltschützern und Politikern im Norden recht gut an. Nachhaltige Fischerei soll bis 2015 erreicht werden

„Da wird wieder der Kuhhandel zwischen den Ministern losgehen“

RAINER FROESE, MEERESBIOLOGIE

Sinnvoll sind die Vorschläge der EU zur Reform der europäischen Fischereipolitik nach Ansicht des Kieler Meeresbiologen Rainer Froese. „Ich bin positiv überrascht. Die Details der Pläne sind besser als erwartet“, sagte er am Mittwoch. Nun komme es darauf an, dass die Vorschläge bei den Fischereiministern die nötige Mehrheit bekämen. „Da wird wieder der Kuhhandel zwischen den Ministern losgehen“, fürchtet der Biologe vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften.

EU-Meereskommissarin Maria Damanaki hatte am Mittwoch in Brüssel eine Reform vorgestellt, um die Überfischung binnen vier Jahren zu stoppen. Bis 2015 sollen die Fangmengen auf ein Niveau gebracht werden, das das Überleben der Bestände nachhaltig sichert. Dafür müssten die Fangquoten langfristiger und „auf der Grundlage der besten wissenschaftlichen Empfehlungen“ festgelegt werden.

Weiter setzt die Reform auf ein Verbot des Rückwurfs von Beifang ins Meer. Bislang werden große Teile des Fangs tot oder verletzt wieder über Bord gekippt, weil die Tiere zu klein sind oder nicht genügend Geld einbringen würden. Künftig soll der Beifang auf die Fangquoten angerechnet werden. Damit will Damanaki schonendere Fangmethoden erreichen.

Nach Ansicht der Umweltstiftung WWF ist die Reform „nicht der benötigte Kurswechsel“. Sie enthalte zwar „gute Ansätze, überlässt aber zu viel dem Zufall“, urteilt Karoline Schacht vom WWF.

In Nord- und Ostsee gebe es kaum Überkapazitäten, sagte hingegen Schleswig-Holsteins Fischereiministerin Juliane Rumpf(CDU). Stattdessen litten die Fischer unter den zu niedrigen Preisen. „Diesen Besonderheiten muss Rechnung getragen werden, damit unsere kleinen und mittleren Fischereibetriebe dauerhaft weiter existieren können“, fordert Rumpf. SMV