Wahlkampf ohne Plakate

KOMMUNALWAHL Wenn Bundestag, Landtag oder Rathaus gewählt werden, hängen normalerweise überall Plakate. Aber nicht in Soltau. Dort wollen die Parteien mit einer gemeinsamen Broschüre werben

„Wir haben durchaus unsere unterschiedlichen Profile“

ALEXANDER SCHÖPS, FDP

In Soltau fehlt etwas. Wer auf den großen Zufahrtstraßen Richtung Rathaus steuert, wird mit Plakaten auf die Attraktionen der Region hingewiesen, auf Vogelpark und Spielzeugmuseum. Doch dem 22.000-Einwohner-Ort im Heidekreis fehlt, was derzeit Laternenpfähle und Bäume anderer Städte in Niedersachsen ziert: Wahlplakate.

Fast alle im Soltauer Stadtrat vertretenen Parteien sind sich einig – ob CDU, SPD, Bürgerunion, Grüne oder FDP: Mit den altbewährten Papptafeln ist die Wahlmüdigkeit gerade junger Menschen nicht zu beheben.

„Uns geht es darum, überparteilich für eine höhere Wahlbeteiligung zu kämpfen“, sagt Reiner Klatt von der SPD-Fraktion. „Hauptziel ist, dass möglichst viele am 11. September zur Wahl gehen.“ Dabei sei der Verzicht auf eine flächendeckende Plakatierung nur ein erster Schritt. „Wichtig ist uns, stattdessen mit einer gemeinsamen Broschüre die Wähler zu informieren.“

Bei den vergangenen Kommunalwahlen vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung in Soltau nur noch knapp über 50 Prozent. Im September soll sie höher sein, gerade bei den Erstwählern. Bei den Kommunalwahlen dürfen auch die 16-Jährigen mitmachen.

„Unser Ziel sind 60 Prozent. Dieses Ziel ist sicher ambitioniert, aber im Bereich des Möglichen“, sagt Thorsten Schröder, Vorsitzender der Bürgerunion. Rund 15.000 Exemplare der Broschüre „Ohne Wähler ist keine Stadt zu machen“ sollen an alle Haushalte, auf dem Markt und in Schulen verteilt werden. Das Faltblatt informiert über kommunale Aufgaben und die Bedeutung der anstehenden Wahlen. Statt der Politiker werben darin Bürger der Stadt für den Gang zur Wahlurne.

Sie seien glaubwürdiger als die gelegentlich verbrauchten Köpfe der Politiker, glaubt Klatt. Nur eine kleine Splittergruppe im Stadtrat mache nicht mit. „Trotzdem sind wir keine Einheitsliste“, betont Alexander Schöps von der FDP. „Wir haben durchaus unsere unterschiedlichen Profile.“  (dpa)