KOMMENTAR: EIKEN BRUHN ÜBER PRÄNATALDIAGNOSTIK
: Lieber nicht drüber reden

Die wenigsten machen sich vorher klar, welche Konsequenzen das haben kann

Dass in der zweitgrößten Geburtsklinik Deutschlands Schwangerschaften abgebrochen werden, weil eine Untersuchung eine Behinderung ergeben hat, ist nicht das Problem. Es ist allein die Entscheidung der Eltern, ob sie sich in der Lage sehen, ihr Kind zu bekommen. Dabei brauchen sie Unterstützung – und niemand, der ihnen Schuldgefühle macht. Die diakonische Frauenklinik in Hannover nimmt ihre Verantwortung – auch gegenüber den eigenen MitarbeiterInnen – offenbar ernst und setzt sich mit dem Thema auseinander.

Problematisch unser Umgang mit Pränataldiagnostik. Es gehört in gynäkologischen Praxen zum Standard, beim wenige Wochen alten Embryo die Nackenfalte zu messen, ohne vorher über die Bedeutung dieser Messung aufzuklären. Und weitere – häufig nicht von der Kasse bezahlte – Untersuchungen anzubieten, um ein Down-Syndrom auszuschließen.

Die wenigsten Eltern machen sich vorher klar, welche Konsequenzen das im schlimmsten Fall haben kann. Sie wollen hören, „dass alles in Ordnung ist“ – und stolpern unvorbereitet in eine Situation, in der sie sich für oder gegen die Fortsetzung der Schwangerschaft entscheiden müssen. Meistens zu einem Zeitpunkt, an dem der Fetus geboren werden muss. Nach der 22. Woche muss er dafür vorher getötet werden. Darüber redet niemand gern, weil wir uns dann unserem Irrglauben stellen müssten, das Leben im Griff zu haben.