Angst vorm schwarzen Zentralabitur

FÖDERALISMUS Opposition und GEW sind gegen die Pläne von Kultusminister Bernd Althusmann (CDU), bis 2014 gemeinsame Prüfungsaufgaben mit den Nordländern sowie Bayern und Sachsen einzuführen

„So bekommen wir ein schwarzes Abitur nach dem Muster von Bayern und Sachsen“

GEW-LANDESCHEF EBERHARD BRANDT

Die Einführung eines länderübergreifenden Abiturs ist nach Ansicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) der falsche Weg. „Es ist ein Irrtum, über die stärkere Zentralisierung von Prüfungen zu einer besseren Vergleichbarkeit der Studierfähigkeit zu kommen“, sagte GEW-Schulexperte Henner Sauerland am Montag.

Es sei bedauerlich, dass sich Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann (CDU) aus populistischen Gründen an schlichten Vorstellungen orientiere, „die letztlich dazu führen dürften, dass das Niveau des Unterrichts an den niedersächsischen Oberstufen sinkt“. Althusmann hatte angekündigt, dass die Abiturienten im Land von 2014 an die gleichen Aufgaben in Deutsch, Englisch und Mathematik bearbeiten wie Prüflinge aus anderen Bundesländern.

Eine stärkere Zentralisierung bedeute zumeist, dass „das einfache Reproduzieren in der Prüfung und damit auch im Unterricht eine größere Bedeutung erhält“, sagte Sauerland. „Wenn dieser Beschluss nicht durch Neuwahlen verhindert wird, bekommen wir ein schwarzes Abitur nach dem Muster von Bayern und Sachsen“, warnte der GEW-Landeschef Eberhard Brandt.

Auch die Oppositionsfraktionen im Landtag kritisierten den Plan. „Zentralismus allein löst weder Gerechtigkeits- noch Qualitätsprobleme“, sagte Ina Korter (Grüne). Statt den Schulen „schon wieder“ neue Prüfungsvorgaben zu machen, sollte Niedersachsen die bereits beschlossenen, länderübergreifenden Bildungsstandards umsetzen.

Für Frauke Heiligenstadt (SPD) macht Althusmann die Abiturienten „erneut zu Versuchskaninchen, weil der Minister im letzten Jahr seiner Amtszeit noch ein Vorzeigeprojekt braucht“. Die geplante Vergleichbarkeit sei nur vordergründig gegeben, da die Ausgangslagen vollkommen unterschiedlich seien. „Wer glaubt, dass diese Vergleichbarkeit der Qualitätssteigerung dient, der irrt, weil dafür die Grundlage fehlt.“

Aus der Sicht Althusmanns wird durch die Einführung eines länderübergreifenden Abiturs „mehr Chancengerechtigkeit und eine bessere Vergleichbarkeit der Abschlüsse“ geschaffen. Derzeit entwickelten Experten aus Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein zusammen mit Niedersachsen Aufgaben für die schriftlichen Prüfungsfächer der Leistungskurse. Für Herbst 2013 ist zunächst je eine Klausur in Deutsch, Englisch und Mathematik mit gemeinsamen Aufgaben im dritten Kurshalbjahr vorgesehen, bevor dann im Frühjahr 2014 das gemeinsame Abitur geschrieben werden soll.

Rückendeckung erhielt Althusmann vom Koalitionspartner FDP. „Eltern und Abiturienten wollen eine bundesweite Vergleichbarkeit des Abiturs, dem muss die Politik gerecht werden“, sagte Björn Försterling. „Wer eine Einführungsphase von zwei Jahren als Aktionismus empfindet, der wurde im Sportunterricht bestimmt auch immer als Letzter gewählt.“ (dpa)