Der Gauck-Fan

Normalerweise frühstückt Daniel Themann sonntags ausgiebig mit seinen Eltern. Am 18. März aber hat er dafür keine Zeit, da wählt er in Berlin den Bundespräsidenten. Der 39-Jährige hat das Down-Syndrom – und ist der erste geistig behinderte Einberufene. Die niedersächsische Landtagsfraktion der SPD entsendet ihn als Vertreter in die Bundesversammlung.

Als der Anruf kam, blieb er ganz ruhig, „ohh“ sagte er nur, die Freude kam erst später. Wen er wählen will, wusste er aber sofort. Jeden Morgen liest er die Oldenburgische Volkszeitung, um sich zu informieren. Joachim Gauck soll es werden, wenn es nach ihm geht. Themann ist politisch aktiv: Seit knapp zehn Jahren ist er SPD-Mitglied, engagiert sich im Ortsverband Vechta. Aktuell ist er Beisitzer, vorher hatte er andere Ämter inne. Seine Eltern wissen nicht, von wem er das politische Interesse hat.

Und ehrgeizig scheint er zu sein: In seiner zweiten Leidenschaft, dem Schwimmen, hat er es bis zu den Internationalen Deutschen Meisterschaften des Behindertensports gebracht. Preise hat er zwar keine gewonnen, aber dabei sein ist alles, findet Themann. Dreimal wöchentlich trainiert er nach seiner Arbeit in einer Tischlerei. 18 Jahre lang hilft er da schon aus, und er ist glücklich über seinen Job, Holz fand er schon immer gut.

Mit seinem Mofa düst er jeden Tag in die Tischlerei und bald wird er eine eigene Wohnung in Vechta beziehen, dann wohnt er näher bei seinen Freunden und dem Schwimmbad. Noch lebt er bei seinen Eltern in Langenförde, einem Vorort von Vechta. Da sei es nicht so spannend, fügt seine Mutter hinzu.

Themanns größtes Problem ist das Sprechen. Man brauche etwas guten Willen, um ihn zu verstehen, sagen seine Eltern.

Nach Berlin werden sie ihn begleiten. Unterkommen können sie bei seiner Schwester. Daniel Themann freut sich auf den Tag. Dass er in Berlin wählen darf, macht ihn stolz, seine Familie auch. Ein kürzeres Sonntagsfrühstück nehmen da alle gerne in Kauf. SOLVEJ LÜDKE