bildungsabbau
: Politische Bildung stärken

Politiker haben schon so manchen suspekten Vorschlag gemacht. NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) steht dieser Tradition in nichts nach: Wie nun bekannt wurde, will die Christdemokratin den Politik-Unterricht an Gymnasien eindampfen. Statt zu lernen, wie Politik funktioniert, sollen die Schüler mehr Biologie oder Chemie büffeln. Dabei bleiben gerade Jugendliche bei politischen Wahlen eher zuhause, als dass sie ihr Kreuzchen machen. Es müsste also genau anders herum laufen: Politische Bildung an Schulen sollte eher gestärkt werden, nicht geschwächt. Aber offenbar ist das im Düsseldorfer Landtag noch nicht angekommen.

KOMMENTAR VON BORIS R. ROSENKRANZ

DGB-Landeschef Guntram Schneider liegt richtig, wenn er in diesem Zusammenhang auf „rechtsextremistische Tendenzen“ hinweist. Gerade heute, da rechte Parteien immer öfter versuchen, auf Schulhöfen ihren Nachwuchs zu rekrutieren, muss Aufklärungsarbeit geleistet werden. Es ist doch komisch: Das Land will sich aus seiner Pflicht, Jugendliche politisch zu bilden, zurückziehen, während sich die Rechten um die Nachkömmlinge kümmern – wenn auch aus irrsinnigen Gründen. Wäre es einem ahnungslosen Jugendlichen da zu verübeln, wenn er seine Stimme einer Partei namens NPD gibt, und sei es nur deshalb, weil ihm ein Seitengescheitelter eine Platte mit braunem Dumpfrock geschenkt hat?

Es handle sich zunächst nur um einen Vorschlag, die Mindeststundenzahl für Politikunterricht zu streichen, beschwichtigt das Schulministerium nach Kritik an ihrem Vorhaben. Bleibt nur zu hoffen, dass dieser Vorschlag rasch in der Mülltonne landet. Und man sich nicht erst bei der Landtagswahl 2010 besinnt, wenn wieder in Kampagnen um Jugendliche geworben wird – weil die doch so selten wählen.