Mütter sind öfter arm

Noch immer sind Kinder ein Armutsrisiko. Die „Frauenarmutskonferenz“ betrieb Ursachenforschung

Kinder sind für ihre Mütter ein Armutsrisiko – diesen und ähnliche Befunde diskutierten gestern die über einhundert TeilnehmerInnen der Fachtagung „Programmierte Frauenarmut“ in der Bremischen Bürgerschaft. Die von der Bremischen Gleichstellungsbeauftragten organisierte Tagung wollte der Frage nachgehen, weshalb Frauen noch immer häufiger arm sind, als es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht.

„Alleinerziehende Mütter sind oft in einer so prekären Lage, dass eine Kleinigkeit genügt, damit alles zusammenbricht“, sagte die Sozialwissenschaftlerin Barbara Thiessen vom Deutschen Jugendinstitut in München. Einer Untersuchung der Bundesregierung zufolge waren im Jahr 2004 14,4 Prozent der Frauen arm – aber nur 12,6 Prozent der Männer. Mütter seien besonders häufig dem Risiko ausgesetzt, von Hartz IV leben zu müssen. Für Margareta Steinrücke von der Arbeitnehmerkammer Bremen ist hierfür unter anderem die „in den Betrieben verankerte Langzeitarbeitskultur“ verantwortlich. „Dass von Arbeitnehmern erwartet wird, 40 Stunden und mehr pro Woche zu arbeiten, macht es für Mütter sehr schwer, beruflich Schritt zu halten.“ Nach einer Auszeit werde es Frauen schwer gemacht, wieder in den Beruf einzusteigen. Zudem seien „Frauenberufe automatisch Niedriglohn-Berufe“, sagte Steinrücke.

Ein Forum der Tagung, dass sich dem Zusammenhang von Elternschaft und Ausschluss vom Arbeitsmarkt widmete, forderte deshalb die Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns, eine generelle Arbeitszeitverkürzung sowie den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Außerdem solle das Ehegattensplittings abgeschafft werden.Sophie Gatzsche