Initiative für mehr als „biblische Geschichte“

„Religiöse Geschichte“ soll an die Stelle von „biblische Geschichte“ treten, um Muslime und Juden einzuschließen

Der Religionsunterricht ist in Bremen in einem „traurigen Zustand“, das sagen nicht nur die Kirchen, sondern auch der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Hermann Kuhn. In den meisten Klassen findet er nicht statt, die Lehrerstunden werden für andere Zwecke verplant. Und wenn er stattfindet, ist es ein Zwitter: „Biblische Geschichte auf allgemeinchristlicher Grundlage“, soll es sein, aber „bekenntnismäßig nicht gebunden“. Muslime, die einen immer größeren Teil der Schulkinder ausmachen, können sich davon nicht angesprochen fühlen – und gehen im Zweifelsfall in „Islamkunde“ oder „Ethik“.

Das aber ist nicht der Sinn des 1947 eingeschlagenen Bremer Sonderweges, sagt Kuhn – alle SchülerInnen sollen gemeinsam etwas über Religion lernen. 1947 waren das eben die „Katholischen“ und die „Evangelischen“, heute kommen Muslime und andere hinzu. In der Bremer Verfassung, die diesen Unterricht regelt, sollte daher der Begriff „biblische Geschichte“ jetzt durch „religiöse Geschichte“ ersetzt werden. In dieser Form kann dann der Unterricht verpflichtend für alle werden, selbstverständlich „bekenntnisfrei“, sagt Kuhn. Zunächst will er diesen Vorstoß am 29. 9. auf der Mitgliederversammlung der Grünen diskutieren, danach Unterstützer in allen Parteien, also auch bei der Opposition, für die erforderliche 2/3-Mehrheit sammeln. Das Grundgesetz schreibt für die alten Bundesländer den Bekenntnis-Unterricht vor, nicht aber „in einem Lande, in dem am 1.1.1949 eine andere landesrechtliche Regelung bestand“. Bremen darf also, sagt Kuhn, seine eigene Tradition fortentwickeln. Dass 1947 nicht an nichtchristliche Regionen gedacht wurde, lag schlicht daran, dass es „keine Juden mehr“ gab in Bremen – und noch keine Muslime. kawe