heute in bremen
: „Viele sind schlecht beraten“

Ein Vortrag diskutiert über das Für und Wider von Kaiserschnitten

taz: Mittlerweile ist fast jede dritte Geburt ein Kaiserschnitt. Ist das eine bedenkliche Entwicklung, Frau Kolip?

Petra Kolip, Gesundheitswissenschaftlerin: Ja, denn es gibt inzwischen viele Kaiserschnitte, bei denen man auch anders entscheiden könnte.

Für die Kliniken sind Kaiserschnitte lukrativer als herkömmliche Geburten. Und besser zu planen sind sie auch.

Aus Sicht der Frauen ist ein Kaiserschnitt nicht immer die beste Option: Es ist nach wie vor eine große Bauchoperation, die Komplikationen nach sich ziehen kann. Viele wissen auch nicht, dass sie danach Schmerzen haben.

Warum entscheiden Frauen sich dennoch gegen eine vaginale Geburt?

Gerade, wenn der Entschluss vor der Geburt fällt, spielt Sicherheit eine große Rolle. Und die heutige Frauengeneration hat oft auch nicht mehr so ein großes Zutrauen in den eigenen Körper. Viele sind aber auch ganz einfach schlecht beraten, gerade von den Ärzten. Schwangere, die eine kontinuierliche Hebamme haben, entbinden viel seltener mit Kaiserschnitt als andere Frauen.

Es wird immer wieder gesagt, dass GeburtshelferInnen schlecht ausgebildet sind.

Viele Ärzte haben bestimmte Fähigkeiten verloren, etwa die Steiß- oder die Zwillingsgeburt. Nachwachsende Medizinergenerationen lernen das gar nicht mehr. Zugleich argumentieren sie, dass sie ohne Kaiserschnitt mit einem Bein im Gefängnis stehen. Viele wurden verklagt, weil sie ihn nicht gemacht haben und das Kind Schäden davon trug.

Welche Rolle spielt der oft beschriebene Promi-Faktor?

Für die Frauen: Keine. Das ist ein Medienphänomen. Int.: mnz

Vortrag: 18 Uhr, Haus der Wissenschaft