Theater
: Unschuld

Das Theaterlabor fiel zuletzt durch eine bemerkenswerte Programmpolitik auf. Selten gespieltes von Ernst Toller und Bertolt Brecht, aber auch Schräges wie „Jeff Koons“ von Rainald Goetz.

„Unschuld“ von Dea Loher, die jüngste Produktion, ist da nicht ganz so abseitig. Im vorletzten Jahr in Hamburg uraufgeführt, ist das Stück über 15 Menschen in einer Stadt am Meer sehr aktuell. Auch in seiner Aussage. Hier geht es nicht um die Erkenntnis der gesellschaftlichen Verhältnisse und Bedingungen, sondern um die individuelle Suche nach Glück, nach Sinn, nach Liebe, nach Erlösung.

Das ist auf eine Weise gewiss radikal politisch, wie ein Rezensent befand, allerdings in Leerstellen. Es bleibt zwar kein Geheimnis, warum zwei afrikanische Flüchtlinge den Selbstmord einer Frau nicht bei der Polizei melden. Es bleibt allerdings dem Publikum zu überlassen, die flächendeckende Sinnsuche als ein ziemlich aussagekräftiges, keineswegs positives Urteil über die Gesellschaft zu lesen, die dafür ständig Anlass gibt. Peter Dorsch hat dieses formal allerdings reizvolle Stück mit vielen klugen Einfällen und einem recht heterogenen Ensemble inszeniert. ASL

Freitag bis Sonntag, 20 Uhr, Concordia