kurzkritik: lebenslang grün-weißes hörbuch
: Der Gegenwart entrinnen

Angesichts des anhaltenden Fußballelends, womöglich gar des Beginns eines lang anhaltenden Niedergangs der Werderaner erscheint es dieser Tage umso reizvoller, in der Vergangenheit zu schwelgen. Insofern kam die Hörbuch-Ausgabe des dokumentarischen Werder-Gesamtwerks „Lebenslang grün-weiß“ von Arnd Zeigler zur Winterpause gerade recht.

Gut, auf noch eine CD aus den musikalischen Fußballniederungen hätte man womöglich verzichten können. Zwar enthält sie neben altbekanntlichen Peinlichkeiten von Klaus & Klaus und anderen Klassikern auch eine „Allstar Version“ von „Lebenslang grün-weiß“ – featuring Diego & Naldo. Aber an denen sind, ehrlich gesagt, auch keine Sänger verloren gegangen. Sie haben sich bemüht.

Aber da sind ja noch diese beiden Wort-CDs, auf denen Radiomann, Stadionsprecher und Chefarchivar Arnd Zeigler in gewohnt liebevoller Weise die wunderbare Welt des Werderfußballs zusammengeschnitten hat. Es erzählt, ganz chronologisch, die Geschichte seit 1963, dem Einzug in die Bundesliga, erinnert an Jahre voller Frust, in den Sechzigern, Neunzigern, an Zeiten, als man gegen Erckenschwick und Lüdenscheid kickte, an einen verschossenen Kutzop-Elfer, aber ausführlich auch an all die ruhmvollen Zeiten, die glanzvollen Abende, die Fußball-Wunder, an Zeiten, als Rudi Aussauer noch eine guter Mensch war. Und es endet mit einem langen Epos über den Sieg gegen die Bayern in dieser Saison. Über das, was dann noch kam, breitet sich der Mantel des Schweigens aus. Danke. JAN ZIER

Edition Temmen, 24,90 Euro