heute in bremen
: „Grundsätzlich in Frage zu stellen“

Eine Fachtagung resümiert vier Jahre Hartz IV – und blickt in die Zukunft

taz: Herr Rosenthal, wie ist Ihre Bilanz von vier Jahren Hartz IV?

Peer Rosenthal, Arbeitnehmerkammer Bremen: Vor allem bedeuten sie eine Verringerung des Arbeitnehmerschutzes. Da ist zum einen der massive Anstieg derer, die Unterstützung auf Niveau der alten Arbeitslosenhilfe bekommen, aber es gibt auch einen wachsenden Niedriglohnsektor.

Was ist strukturell falsch am derzeitigen Hartz IV?

Arbeitnehmer finden sich in keinem Sicherungssystem wieder, sondern in einem Fürsorgesystem– das ist falsch. Und: Die Bezugsdauer muss länger werden.

Ein Schwerpunkt der Tagung sind die Alleinerziehenden...

... genau, das ist eine Gruppe, die besonders gefördert werden sollte, denn hier sind es nicht geringe Qualifikationen, an denen die Arbeitsaufnahme scheitert, sondern die fehlende Vereinbarkeit von Erziehung und Beruf.

Können die Arbeitslosen aktiviert werden?

Die Zwangskomponente ist meines Erachtens viel zu hoch. Aktivierung heißt für mich auch Qualifizierung –und da sind die Ausgaben gefallen.

Was halten Sie vom bedingungslosen Grundeinkommen?

Es ist nachvollziehbar, dass so etwas gefordert wird, vor allem, wenn man sich die steigende Zahl wiederkehrender Bedürftigkeit sieht.

Was soll bei Ihrer heutigen Tagung herauskommen?

Das Bundesland Bremen mit seiner hohen Erwerbslosigkeit soll in einen überregionalen Forschungskontext gestellt werden. Erstmal soll es aber ein Forum sein, das Hartz IV grundsätzlich in Frage stellt. Int.: JUT

Donnerstag, 9.30 - 17 Uhr, Haus der Wissenschaft, Sandstr. 4/5