„Alte ein blinder Fleck“

Alter und Aids in Entwicklungsländern

taz: Herr Bünte, inwiefern nehmen alte Menschen in Entwicklungsländern eine besondere Rolle ein?

Michael Bünte, Geschäftsführer von HelpAge Deutschland:

In den Entwicklungsländern übernehmen alte Menschen mehr und mehr wichtige Funktionen. Sie kümmern sich etwa um Kinder, welche durch Aids oder Migration ihre Eltern verloren haben und spielen eine wichtige Rolle in der durch Landflucht beeinträchtigten Nahrungsmittelerzeugung. Diese Entwicklung wird sich fortsetzen. Mitte des Jahrhunderts wird über die Hälfte aller Menschen älter als Sechzig sein. Davon werden 80 Prozent in Entwicklungsländern leben. Trotzdem sind alte Menschen ein blinder Fleck in der Entwicklungspolitik.

Woran liegt das?

Alte Menschen nähern sich ihrem Lebensende und eine Investition in dieselben scheint sich deshalb für die Entwicklungspolitik nicht zu lohnen.

Ignoriert Entwicklungspolitik die Alten?

2002 haben die Vereinten Nationen einen internationalen Weltaltenplan verabschiedet. Aber obwohl fast alle Staaten den Plan angenommen haben, ist bisher kaum etwas umgesetzt worden.

Gibt es viele alte Menschen mit HIV/AIDS?

Das ist schwer zu sagen. Die Statistiken begreifen nur die Altersgruppe von 15 bis 45 Jahre. Einschätzungen zufolge gibt es weltweit zirka 3 Millionen infizierte alte Menschen.

Interview: SH

„Stille Heldinnen – Afrikas Großmütter im Kampf gegen HIV/AIDS“, Fotoausstellung in der Unteren Rathaushalle, vom 30. April bis zum 15. Mai