Das Vorspiel bleibt reizarm

Europa-Wahlkampf schleppt sich dem Ende entgegen: Sehr unterschiedlich sind die Grade des Engagements der Kandidaten und Parteien

Fürs Ticket nach Brüssel bräuchte Carl Kau 120 Prozent der Bremer Stimmen

Wo doch Europawahl so abstrakt ist, nimmt man die wenigen handfesten Vorteile umso lieber mit. So wie gestern vor Karstadt: Wums! waren die Energiesparlampen von Helga Trüpel (Grüne) vergriffen, Punkt 11 Uhr Beginn der Verteil-Aktion, 11.05 Uhr: stilechter Bastkorb leer. Bis auf die Flugblätter, da ist ist die Nachfrage schleppend, auch Diskussionen bleiben eher mau.

Immerhin, „es gab solche und solche“, sagen die Junggrünen-HelferInnen. Zwei also mindestens. Damit gehört Trüpels Aktion zum Muntersten, was das Vorspiel zur Europawahl in Bremen zu bieten hatte. Noch häufiger auf die Straße begeben hat sich Karin Jöns. Die SPD-Frau hat seit Mai, Juso-eskortiert, an fast jedem Bremer Einkaufszentrum ihre quietschroten Sessel aufgestellt, auf denen sie PassantInnen zum Gespräch bittet, und hat mit Anhängerinnen in Gröpelingen das holprig umgetexte Lied „Bruder Jakob“ gesungen: Ihr Pech ist es, dass ihre Themen nicht wie das EU-Glühbirnenverbot in ein Gimmick zu verwandeln sind. Die übrigen Parteien finden dagegen nur als Pflichtübung statt: Im Internet beispielsweise lässt sich wenigstens der Name des Bremer Links-Kandidaten finden. Er heißt Felix Pithan. Online präsentiert die CDU immerhin ein Video ihres Spitzenkandidaten: Es endet mit einer Einstellung auf Carl Kau, wie er am Schreibtisch seines Bank-Büros sitzt, das die Kamera, wie ein Diener den Thronsaal, rückwärts verlässt. Dazu erinnert die Stimme aus dem Off an den Wahltermin. „Bis dahin“, die Tür schließt sich, „lassen wir Carl Kau in Ruhe weiterarbeiten“.

Klar fehlt die persönliche Motivation: Fürs Ticket nach Brüssel bräuchte Kau 120 Prozent der Stimmen. Aber selbst Magnus Buhlert, den die FDP auf Platz 112 ihrer Bundesliste gesetzt hat – Deutschland schickt 99 Abgeordnete ins EU-Parlament – zeigt sich noch öffentlich und führt darüber Online-Tagebuch.

Ihre Wahlparty hat die CDU auf Freitag vorverlegt, aufs „Betonschiff Treue“, Freikarten kann sich jeder downloaden. Die anderen Parteien bleiben beim klassischen Sonntagabend-Termin, obwohl fiebrige Atmosphäre da auf sich warten lassen wird: Vor 22 Uhr gibt es nicht einmal Zwischenstände. bes