Jugend kann Technik

WORKSHOP Elf Kinder entwickelten diese Woche in der Jugendherberge Bremen „intelligente Kleidungsstücke“. Mit Sensoren und Mikrocontrollern entstanden Hilfen für Sport und Alltag

Das TZI wurde 1995 gegründet. Sein zentrales Ziel: Entwicklung von Informationstechnologien.

Das TZI beschäftigt rund 170 MitarbeiterInnen die in über 100 Projekten arbeiten.

■ Aus dem TZI wurden bis heute 14 Unternehmen gegründet.

■ Die Arbeitsgruppe „dimeb“ des TZI bietet Workshops an, vor allem für Kinder und Jugendliche.

■ Neben „Smart Textiles“ und Robotik-Workshops entwickelt die dimeb individuelle Kurse für Schulklassen oder andere Gruppen.

■ Weitere Informationen www.techkreativ.de

Leitfähiges Garn nervt. Elisa hätte lieber Kabel benutzt, um die LED-Lämpchen auf dem T-Shirt zu befestigen. Das Garn darf man nicht über Kreuz nähen – dann gibt‘s einen Kurzschluss – und außerdem „schluckt es zu viel Strom“. „Schlecht isoliert!“ sagt ihre Kollegin Su-Hae. Beim Workshop des Uni-Technologie Zentrum Informatik (TZI) geht es um LilyPads, Mikrocontroller und Sensoren – da ist die 13-jährige in ihrem Element.

Unter dem Motto „Wear and Move“ basteln fünf Mädchen und sechs Jungs „smart Textiles“ – Kleidungsstücke, die „was können“. Zum Beispiel Fußballschuhe, die, mit sieben verschiedenen Drucksensoren ausgestattet, Ballkontakte innerhalb eines Spiels zählen, und die Punkte, an denen der Ball den Fuß berührt, analysieren. „Bei dem Workshop geht es darum, den Kindern einen konstruktiven Zugang zur Technologie zu ermöglichen“, sagt die Informatikerin Nadine Dittert, Leiterin des „TechKreativ-Teams“ des TZI. Das Konzept: Durch Bauen und Ausprobieren lernt man mehr.

Der fünftägige Workshop begann am Montag. Am Anfang war ein Koffer voller Drähte, Lämpchen, Sensoren, Vibrationsmotoren und Mikrocontroller. Was man damit alles machen kann, erklärte das TechKreativ-Team – doch die meisten TeilnehmerInnen wussten das offenbar ohnehin schon: Viele von ihnen verbringen ihre Freizeit mit Tüfteln und Programmieren.

Su-Hae zum Beispiel macht schon lange beim RoboCup mit. Ihre Gruppe entwickelte beim Workshop jetzt einen schlauen Blindenstock: Auf Knopfdruck leuchten LEDs auf der Kleidung des Blinden. „Damit kann er selbst entscheiden, wann er nachts gesehen werden will und wann nicht“, sagt Su-Hae. Im Notfall drückt er einen anderen Knopf, dann leuchten die Lettern „SOS“. „Die meisten hier wollen was ganz Spezielles erfinden. Wir wollten was, was Menschen im Alltag hilft“, betont Su-Hae.

Eine andere Gruppe hat ein T-Shirt für Fechter entwickelt. Je nach Anzahl der Treffer erscheint eine Ziffer auf dem T-Shirt. „Die lästige Verkabelung würde dann wegfallen“ erklärt ein Teammitglied.

Die Endprodukte sehen aus wie typische Prototypen mit einer Menge Kabelsalat. Doch die Ideen haben Bestand. „Klar machen wir hier Spaß“, sagt Nadine Dittert. „Aber alles, was die Kinder bauen, wäre in der Realität wirklich sinnvoll.“

Seit vier Jahren veranstaltet die Arbeitsgruppe „Digitale Medien in der Bildung“ (dimeb) des TZI in den Sommerferien ein mehrtägiges Kinderprogramm. Viele der jetzigen TeilnehmerInnen waren schon letztes Jahr beim „Innovationsworkshop“ und haben offensichtlich etwas gelernt. Denn wenn es um Motherboards, kalibrierende Sensoren und Arduino-Programmierung geht, scheinen sie tatsächlich zu begreifen, was sie sagen.

Gesa Koch-Weser