HENNING BLEYL UNVERBREMT
: Ohne Sekt kein Saldo

Da das „Fides“-Gutachten, das die Verlustursachen für „Marie Antoinette“ untersucht, noch immer als mittleres Staatsgeheimnis gehandelt wird, kann man es nicht genau wissen: Zu befürchten steht jedoch, dass die wirklichen Gründe der Musical-Pleite dort keiner näheren Analyse unterzogen werden. Die nämlich sind gastronomischer Natur.

Wie kann ein Theater erfolgreich sein, dessen Thekenkräfte ein sehr moderates Grundtempo sowie die Maxime „Wir machen Pause in der Pause“ beherzigen? Dessen Bar ein Getränk namens „Applaus Cuvé“ vertreibt, das wiederum ein Gleiches mit den daran Nippenden tut? Gar nicht. Wer auf den falschen Sekt setzt, kann beim Event-Publikum des Musicalsegments nie etwas werden. Da kann der Herr Frey machen und tun, mit sportlichen Sprints vorangehen – vom Goetheplatz zur Kulturbehörde in zwei Minuten, und das kurz vor Mitternacht –, vergeblich.

Man kann eine weit entfernte Haltestelle „Musicaltheater“ nennen und die Straßenbahn noch Monate nach der Dernière für „Marie Antoinette“ Werbung fahren lassen – auch umsonst, wenn die Kulinarik versagt.

Im Übrigen ist ja sogar das Gebäude selbst in Ordnung, auch wenn es als Zentralbad nach wie vor bessere Dienste leisten würde. Sogar Bremens tristeste Bürohaus-Zeile als Blickfang vis-à-vis mag man ignorieren, der Magen jedoch vergisst nicht. Wer den knurren oder rebellieren lässt, hat in Sachen Musical niemals eine Schnitte.