Nicht nur Züri brannte

TAGUNG Über Protestbewegungen in den 80ern diskutiert ein Kongress – abends im Schlachthof

■ ist Historiker an der Uni Lüneburg. Er hat in Bremen studiert. Foto: kawe

Ihre Tagung hat den Titel „Europäische Protestbewegungen“. Waren die Bremer Ereignisse vom 6. Mai 1980 eingebettet in eine europäische Bewegung?

Hanno Balz: Ja. Viele begriffen sich als antiimperialistisch. Und über die Anti-AKW-Bewegung gab es ganz praktische europäische Bezüge.

taz: Aber die Demo selbst?

Im Vorbereitungsplenum ist erklärt worden, es müsse so krachen, dass das in Indonesien in der Zeitung steht.

Gab es in Nachbarländern ähnliche Demonstrationen?

Es gab Ende Mai in Zürich die Opernhauskrawalle, in England die Nuclear-Disarmament-Kampagne. Spannend ist für uns auch der Vergleich mit Protestbewegungen in Osteuropa.

Stellen Sie sich auch die Frage, ob so militanter Protest heute noch möglich wäre?

Klar. Wenn irgendwo ein öffentliches Rekrutengelöbnis war, gab es immer Störaktionen. Es gibt ein bundesweites Bündnis, das sich „Gelöbnix“ nennt. Sicherlich sind das heute andere Protestformen. Auch die Militanzfrage wird anders diskutiert.

Obwohl die Bundeswehr heute im Krieg ist in Afghanistan.

Das ist das Erstaunliche. Damals ging es gegen USA und Nato. Wir werden auf der Tagung auch auf heute gucken.

Die Tagung ist eine Fachtagung auf Englisch, heute Abend gibt es eine deutsche Diskussion – für fünf Euro Eintritt?

Wir müssen davon Miete für den Schlachthof bezahlen und für den Film „Züri brennt“.

Diskutieren Zeitzeugen mit?

Das Podium ist gemischt. Sicherlich Horst Wesemann, der heute Anwalt ist, und Karl-Heinz Roth. Barbara Schulte hat damals auf Radio Bremen live berichtet und wurde abgemahnt. Int: kawe

19.30 Uhr, Schlachthof