„Ausufernde Branche“

HÖRKINO Ein Radio-Feature beleuchtet die Lage der privaten Sicherheitsdienste hierzulande

■ hat früher mal bei den Stahlwerken Bremen gearbeitet und arbeitet heute als Reporter für den Rundfunk, aber auch die taz.

taz: Ihr Radio-Feature über die private Sicherheitsbranche ist mit „Wachleute, Türsteher, Neonazis“ überschrieben. Kann man das so pauschalisieren?

Michael Weisfeld: Die Branche besteht überwiegend aus Menschen, die ihren Job sehr sorgfältig machen, aber furchtbar schlecht bezahlt werden. Andererseits lockt die Branche auch gewaltbereite junge Kerle an, und auch Rechtsradikale oder Rocker finden da mal eine Beschäftigung. Da wird ein bestimmter Typ Männer angezogen, der geschult ist in körperlichen Auseinandersetzungen und das auch ausübt.

Sind das einzelne schwarze Schafe – oder ist das die Mehrheit?

Es ist eine Minderheit, die meistens vor Bordellen oder Discotheken arbeitet, aber auch mal vor Fußballstadien.

Wie wirkt sich die rechte Gesinnung auf die Arbeit aus?

Das ist sehr unterschiedlich. Es wird immer wieder berichtet, dass etwa Schwarze nicht in die Disco gelassen werden. Es gibt aber auch den Fall einer Sicherheitsfirma, die dem rechten Milieu zugerechnet werden kann, aber den Auftrag hat, Objekte gegen rechte Störer zu schützen. Und sie machen das dann auch.

Welche Konsequenzen hat die zunehmende Privatisierung der Sicherheit?

Das Gewaltmonopol des Staates wird ausgehöhlt. Über die Befugnisse dieser uniformierten Wachleute ist der Bürger sich nicht in jedem Fall klar, die sind auch kommunal unterschiedlich. Und es gibt viele Beispiele, wo die Behörden gar nicht willens oder in der Lage sind, über diese ausufernde Branche irgendeine Kontrolle zu auszuüben.

Kann man überhaupt verhindern, dass zweifelhafte Menschen in die Sicherheitsbranche gehen?

Vorbestrafte dürfen da nicht arbeiten, das sollen die Behörden laut Gesetz verhindern. Aber was kann man tun, wenn Rechte oder Rocker eine Sicherheitsfirma gründen, aber nicht vorbestraft sind? Die Polizei sollte Befugnisse, die den privaten Sicherheitsfirmen übertragen wurden, wieder zurückbekommen. Denn die Polizei lässt sich besser öffentlich kontrollieren. Int.: Jan Zier

20 Uhr, swb-Kundencenter Sögestraße / Ecke Wall