KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER ENGELMANNS RÜCKTRITT
: Die Angstpartei

Malte Engelmann ist gestern zurückgetreten. Bloß: Warum? Tags zuvor hatte der Vorsitzende des Junge Union-Metropolverbandes die auf offenkundiger, nahezu bösartiger Fehllektüre beruhende Aufregung über seine Blog-Glosse als „Kinderkram“ bezeichnet.

Zurecht. Denn selbst wer ihn gar nicht kennt, konnte Engelmann aufgrund seines Online-Textes nicht der Verbreitung braunen Gedankenmülls bezichtigen. Darüber aber, dass seine Glosse Mitglieder der eigenen Partei genau in dessen Nähe verortet, hat sich niemand beschwert. Selbst Siegrid Grönert nicht, die er namentlich attackiert. Wenn sich daran Zorn und Rücktrittsforderungen entzündet hätten – das wäre nachvollziehbar gewesen. Aber so?

Dass schon der unhaltbare Vorwurf, er sondere Nazi-Parolen ab, gereicht hat, um Engelmanns unionsinterne peergroup – also die Crew des Partei- und Fraktions-Chef Thomas Röwekamp – auf Distanz gehen zu lassen, und ihm, so die wahrscheinlichste Erklärung, wohl auch den Rücktritt aufzunötigen, sagt viel über den Zustand der Bremer CDU: Die Fraktion ist uneins. Und die Partei-Führung ist verunsichert: Dort herrscht die blanke Angst – vorm Komplettzerfall.

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