„Eine Menge offener Stellen“

LESUNG Ein-Euro-Jobs enden nicht in einer festen Anstellung, sondern in Perspektivlosigkeit

■ 42, ist Politikberaterin in der Arbeitnehmerkammer und war von 1999 bis 2009 für die SPD im brandenburgischen Landtag.

taz: Frau Schröder, Sie fordern mehr Zwang zum Ein-Euro-Job?

Esther Schröder: Nein! Im Gegenteil. Als SPD-Abgeordnete in Brandenburg hatte ich ein Kontaktbüro für Hartz-IV-Empfänger. Die Meisten berichteten, dass sie sich den Ein-Euro-Job selbst gesucht haben – sie waren ohnehin aktiv. Das entspricht aber nicht der Strategie von Fördern und Fordern.

In ihrem Buch beschreiben Sie die Erfahrungen von Ein-Euro-Jobbern. Was läuft schief?

Während eines Ein-Euro-Jobs beklagen sich Arbeitslose kaum, sie sind unter Menschen, haben etwas dazuverdient. Aber selten haben die Jobs etwas mit dem vorherigen Beruf zu tun. Danach folgt oft Perspektivlosigkeit statt einer festen Anstellung.

Was schlagen Sie vor?

Die Fallmanager müssten die Menschen und nicht nur die Akten kennen, um ihnen eine echte Beratung anzubieten. Die Qualifizierungsmaßnahmen gehören gestärkt. Hier gibt es die größten Eingliederungseffekte.

Und wer nicht will, dem drohen Sanktionen?

Es geht nicht darum, die Menschen zu schikanieren, sondern eine Wirkung zu erzielen. Die meisten wollen raus aus der Situation. Doch es fehlt an passgenauer Förderung von den Jobcentern.

Wird schlecht vermittelt oder gibt’s zu wenig Arbeitsplätze?

Selbst in Bremen gibt es eine Menge offener Stellen in allen Berufsfeldern. Ich halte nichts davon, pauschal zu sagen, es gäbe keine Jobs, oder, dass die Arbeitslosen nicht kompetent seien. In der Vermittlungsarbeit gibt es Potenzial. Interview: JPB

Lesung und Diskussion: 20 Uhr, Forum Kirche, Hollerallee 75