Kliniken zahlen Kopfprämie

ANREIZ Auf der Suche nach Fachkräften zahlt die Gesundheit Nord Mitarbeitern hohe Prämien, wenn die Bewerber vermitteln – egal ob Arzt oder Schwester

„Wir haben im letzten Jahr sieben Chefarztposten neu besetzt, wir stehen nicht schlecht da“

Daniel Goerke, Geno

1.000 Euro zahlt die kommunale Bremer Klinikholding Gesundheit Nord (Geno) an die eigenen Angestellten, wenn sie der Geno einen neuen Mitarbeiter vermitteln.

„Fachkräftemangel ist im Gesundheitswesen ein großes Thema“, sagt Geno-Sprecher Daniel Goerke. Manche Qualifikationen seien sehr rar, etwa Intensivschwestern für Kinder. Die Prämie werde in gleicher Höhe für alle Stellen gezahlt – „egal ob Arzt, Pfleger oder Verwaltung“, so Goerke. Voraussetzung sei, dass eine zweiwöchige interne Ausschreibung erfolglos geblieben ist und die Stelle eine Laufzeit von mindestens drei Monaten hat. Nicht prämiert werden Chefärzte, die Mitglieder der Geschäftsführung und die Personalabteilung – „Stellenbesetzung ist schließlich deren Job.“

Am Montag hatte Spiegel Online berichtet, die Geno habe wegen ihres starken Stellenabbaus ihr „Image als Arbeitgeber ramponiert“ und sei deshalb darauf angewiesen, solche Prämien zu zahlen. Tatsächlich klagen Geno-Beschäftigte häufig über besonders hohe Arbeitsbelastung. Goerke weist den Vorwurf jedoch zurück. „Wir haben im letzten Jahr sieben Chefarztposten neu besetzt, wir stehen nicht schlecht da.“ Schließlich zahle die Geno „nach wie vor nach Tarif“.

Besonders häufig komme die Prämie nicht zum Zug. „Vielleicht fünf Mal“, schätzt Goerke, sei die Summe ausbezahlt worden, seitdem die Geno die Prämie im letzten Jahr eingeführt hat. „Das ist kein großartiges Instrument“, sagt Goerke, „wir setzen mehr auf Dinge wie bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“

„Viele Krankenhäuser suchen verzweifelt Personal“, sagt Moritz Quiske von der Deutschen Krankenhausgesellschaft. „Vor allem bei den Pflegeberufen ist diese Suche sehr schwierig.“ Eine Prämie an die eigenen Mitarbeiter zu zahlen, damit die helfen, freie Stellen zu besetzen, sei dennoch keineswegs üblich. „Das gibt es nur sehr selten“, und wenn, dann bestehe die Prämie oft nur aus Theaterkarten. 1.000 Euro seien das oberste Limit.

Viel häufiger würden sich die Kliniken im Ausland umsehen, „Österreich ist da sehr populär“. Andere würden sich auf eigenen Jobmessen in Ungarn oder der Tschechei präsentieren, eine Delegation aus Sachsen habe sich kürzlich gar in China nach ausgebildeten Pflegekräften umgesehen. Die Arbeitsbelastung, die in vielen deutschen Kliniken herrsche, erschwere die Suche zusätzlich. Es sei bekannt, dass vor allem die „Pfleger und Schwestern auf dem Zahnfleisch gehen“, sagt Quiske.  CHRISTIAN JAKOB